Das Wilde Moor bei Schwabstedt in Schleswig-Holstein hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und ist heute mit seinen Waldrändern und Flüssen ein exzellentes Stück Natur, um seltene Vögel zu beobachten.
Lage und Geschichte des Moores
Das Wilde Moor bei Schwabstedt befindet sich in der Eider-Treene-Sorge-Niederung in Schleswig Holstein, genauer gesagt in der Marsch der Treene. Große Teile des Moores werden von der Landschaft der Ostenfelder Geest umschlossen, die sich aus Wäldern und sanft geschwungenen Feldern zusammensetzt. In der Nähe liegt das Storchendorf Bergenhusen.
Ende der letzten Eiszeit entstand in der Treenemarsch ein großer See, der durch eine sandige Barriere vom Rest des Tales abgetrennt wurde. Mit der Zeit verlandete der See immer mehr und wurde zum Planregenmoor, das etwa 700 ha umfasste. Ab 1913 sollte das Gebiet kultiviert und entwässert werden. Glücklicherweise wurde erkannt, dass der Wasserhaushalt des Wilden Moores zugrunde ging und man ergriff erste Schonungsmaßnahmen. 1992 schließlich wurden 631 ha des Moores zum Naturschutzgebiet erklärt und sind bis heute ein spannender Lebensraum der unterschiedlichsten Tiere. Der angrenzende Lehmsieker Forst ist zudem als Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen.
Das Wilde Moor bei Schwabstedt: Paradies für Vögel
Mit dem Birkengürtel im Süden und Westen und dem Lehmsieker Forst wird das Wilde Moor von Waldgebieten unterschiedlichen Alters umschlossen, die Treene bildet die östliche Grenze. Somit finden wir hier drei verschiedene Lebensräume vereint. Die unterschiedlichsten Vogelarten profitieren von dieser Besonderheit und machen einen Besuch im Wilden Moor (am besten zwischen Februar und Juni) zu einem Erlebnis für Naturfreunde!
Schon im Februar finden sich größere Gruppen von Zwergschwänen ein, welche lediglich in Russland brüten, aber zum Überwintern unter anderem nach Deutschland kommen. Das Wilde Moor bei Schwabstedt ist auf dieser Reise der wichtigste Rastplatz für die Zwergschwäne. Allerdings geht ihre Population seit Jahren alamierend zurück. Zwar hat sich auch im Emsland eine gern genutzte Raststation entwickelt, dennoch ist jeder Beobachter dazu aufgerufen, nach Zwergschwänen mit gelben Halsringen Ausschau zu halten und vor allem die Jungvögel zu zählen. Die Ergebnisse können beispielsweise unter www.geese.org mitgeteilt werden. Zwergschwäne sind oft mit ihren etwas größeren Verwandten, den Singschwänen, unterwegs. Diese Kombination ist auch im Wilden Moor oft zu beobachten.
Aber natürlich kann man im Moor nicht nur Schwäne beobachten. Raufußbussarde, Kornweihen und Raubwürger besuchen das Moor vor allem im Winter. Dazu kommen Blässgänse, Wiesenpieper und Rohrammern. Die scheue Krickente verbirgt sich gern in Gräben und anderen Unterschlupfen, vor allem die bunt gezeichneten Männchen lohnen aber einen genaueren Blick.
Bei einem guten Bestand an Mäusen ist auch die hübsche Sumpfohreule anzutreffen, die dann sogar im Wilden Moor brütet. Diese Art verbringt ihre Ruhezeiten entweder flach am Boden oder auf einem Ast sitzend und ist während der Balz auch vermehrt am Tage aktiv. Vor allem das Männchen dreht unter häufigem Rufen seine Kreise, um das Brutrevier zu verteidigen.
Außerdem können im Moor unter anderem Schwarzkehlchen (kleiner Singvogel mit schwarzem Kopf und weißem Halsring), Wiesen- und Rohrweihen (majestätische Greifvögel), Feldschwirle (schlanker, brauner Singvogel) und Blaukehlchen (Männchen: sehr auffällige blaue Brust im Brutkleid) beobachtet werden. Später im Jahr, wenn das Moor ruhiger wird, finden sich noch Weißstörche und Baumfalken ein.
Das Moor entdecken
Rund um das Wilde Moor gibt es verschiedene Wanderwege in unterschiedlicher Länge, die teilweise auch durch den Lehmsieker Forst führen. Unter anderem wird ein Moorlehrpfad auf Holzbohlen angeboten, auf dem man viel über Geschichte und System des Wilden Moores erfahren kann. Bei Überschwemmung ist allerdings Vorsicht geboten, da ein Großteil der Wege dann nicht mehr betreten werden darf. In jedem Fall gilt: Gummistiefel sind nie verkehrt! Passend gekleidet und ausgerüstet, könnt ihr das Moor wunderbar erkunden und danach vielleicht noch einen Abstecher nach Schwabstedt oder Bergenhusen machen. Viel Spaß!
Foto: Graph Geo (Lizenz: CC BY-SA 3.0) / Wikipedia