Auf der Insel Neuwerk vor der Küste Cuxhavens tummeln sich viele Seeschwalben-Arten. Aber Vorsicht: Stört sie auf keinen Fall beim Brüten!
Was ist denn bitte ein Neuwerk?
Was klingt wie ein ein Industriestandort oder ein Staubsauger, ist eigentlich eine kleine Insel, 16 Kilometer vor der Küste Cuxhavens gelegen. Besonders im Sommer zieht das beschauliche Eiland Besucherströme vom Festland an. Doch nicht alle Touristen kennen die eigentliche Attraktion der Insel: Auf nur drei Quadratkilometern leben und brüten zwischen April und September ganze vier Seeschwalbenarten!
Ein Heim für Seeschwalben
Das Inselmaskottchen ist zwar eigentlich der Austernfischer „Freddi“, aber tatsächlich bestimmen im Sommer die Seeschwalben auf Neuwerk das Bild: Küstenseeschwalbe, Brandseeschwalbe, Flussseeschwalbe und sogar die seltene Zwergseeschwalbe sind hier vertreten. Die Seeschwalben haben sich im Deichvorland im Norden und Osten der Insel in großen Kolonien niedergelassen. Küstenseeschwalben zieht es vor allem in den Norden, Fluss- und Brandseeschwalben brüten gemeinsam im Osten. Für die in Deutschland vom Aussterben bedrohte Zwergseeschwalbe gibt es leider nur vereinzelte Nachweise. Da bei allen Seeschwalbenarten die Bestände stark schwanken, sind ungestörte Rückzugsorte wie die Insel Neuwerk sehr wertvoll.
Am einfachsten lassen sich die verschiedenen Seeschwalben an der Schnabelfärbung unterscheiden: Bei der Küstenseeschwalbe ist er einfarbig rot, bei der Flussseeschwalbe rot mit schwarzer Spitze, bei der Brandseeschwalbe schwarz mit gelber Spitze und bei der kleinen Zwergseeschwalbe gelb mit schwarzer Spitze.
Doch auch im Herbst und Winter, nach Abzug der Seeschwalben, hat Neuwerk Vogelbeobachtern etwas zu bieten: In der kalten Jahreszeit machen Weißwangen- und Ringelgänse hier Rast, und ganzjährig sind verschiedene Möwenarten auf Neuwerk zu Hause.
Touristeninformationen für Neuwerk
Nach Neuwerk reisen macht Spaß. Und das nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Fortbewegungsart, die Besucher dahin führt. Pferde und Kutschen bringen Touristen bei Ebbe auf die Insel! Der Anblick solcher einsamer Pferdekutschen auf dem Wasser ist schon interessant, wie unser Beitragsbild beweist. Ganz unbewohnt ist die kleine Insel übrigens nicht: Die knapp 40 Einwohner halten unter anderem das schöne Nationalparkhaus und den namensgebenden Turm der Insel instand, welcher sich ursprünglich von „das neue Werk“ ableitet.
Am besten gelingt die Beobachtung der Seeschwalben Mitte April, wenn die Seeschwalben aus ihren Winterquartieren zurückkehren, aber der Inselbewuchs noch sehr karg ist. Aber Vorsicht: Seeschwalben verhalten sich in der Brutphase gegenüber Eindringlingen oft aggressiv, daher ist es keine gute Idee, sich näher als unbedingt nötig an sie heranzupirschen. Die Verteidigungsstrategie der Seeschwalben besteht nämlich nicht nur aus lautem Geschrei, sondern auch aus Kotbomben und schmerzvollen Schnabelangriffen. Das solltet ihr also tunlichst vermeiden!
>> Eine praktische Linksammlung zu Wattwagenfahrten und Unterkünften auf Neuwerk findet ihr auf neuwerk-insel.de.
>> Nicht weit von Neuwerk liegt die Vogelinsel Scharhörn. Weitere Vogelbeobachtungs-Hotspots findet ihr auf unserer Deutschlandkarte!
Foto: Martin Fisch (Lizenz: CC BY-SA 2.0) / flickr.com