Geier mögen vielleicht nicht besonders hübsch aussehen, doch als Aasfresser sind sie die Ordnungshüter der Natur. Warum der Ökoservice der Geier trotzdem nicht geschätzt wird und welche Schutzmaßnahmen es gibt, erfahrt ihr hier.
Die Verbündeten der Hirten
Wenn einem Landwirt heutzutage ein Tier stirbt, wird der Kadaver verbrannt oder anderweitig entsorgt. Dabei geht es eigentlich viel einfacher und kostengünstiger. Schon seit der Antike gelten Geier als Verbündete der Bauern und Hirten. Sie sorgen in der Savanne Afrikas, der amerikanischen Wüste und Europas Gebirgen für Ordnung. Die großen Vögel entsorgen tote Tiere schneller, als es so manche menschliche Vorrichtung schaffen kann, noch dazu auf natürliche Weise. 100 Geier vertilgen ein 60 Kilogramm schweres Schaf in einer knappen halben Stunde. Doch aufgrund von Hygienevorschriften dürfen Tierkadaver in den meisten Ländern nicht mehr einfach liegen gelassen werden. Glücklicherweise gibt es Tierschützer, die dieser Entwicklung entgegenwirken.
Rabiate Aufräumaktionen
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, welchen nützlichen Beitrag Geier zu unserem Ökosystem leisten. Das Fliegen ist ihr großer Vorteil. Aus der Luft können sie einen Kadaver sehr schnell entdecken und oft werden Menschen erst durch die Geier auf ein totes Tier aufmerksam. Dass dieser Anblick nicht besonders schön ist, will natürlich niemand bestreiten. Eine Versammlung riesiger Vögel, die auf ihre Beute einhacken, die Haut abreißen und sich um Fleischfetzen streiten – doch genau das ist der Lauf der Natur.
Und lange Zeit wussten die Menschen diesen rabiaten Ökoservice der Geier auch zu schätzen. Vor allem in den ländlichen Regionen Frankreichs und Spaniens gab es spezielle Futterstellen, an denen die Landwirte ihr totes Vieh ablegten – für die Geier. Diese Tradition besteht in den französischen Grande Causses wieder seit dem Jahr 2000. Dort dürfen etwa 100 Viehhalter ihre toten Tiere unbehelligt den Aasfressern überlassen, wann und wo sie wollen. Auch das ist gut für die Geier, denn so gewöhnen sie sich nicht an, zum Fressen immer an die gleiche Stelle zu fliegen. Dieses Risiko besteht an künstlichen, regelmäßig aufgestockten Futterstellen.
Touristenmagnet Geier
Je mehr öffentliche Aufklärung für die Geier stattfindet, desto klarer wird ein weiterer positiver Punkt. Geier sind ein Touristenmagnet. Sowohl Vogelkundler als auch Laien finden es faszinierend, die riesigen Vögel zu beobachten. Wo sie sind, gibt es oft spezielle Beobachtungspunkte und Verstecke für Fotografen.
Die Besucher erfahren in Informationszentren viel über das Leben der Geier, mit Vorurteilen wird langsam aufgeräumt. Und da die Geier-Touristen meist in den örtlichen Restaurants und Hotels einkehren, helfen die Vögel auch der regionalen Wirtschaft. Eigentlich eine tolle Win-Win-Situation. Die Zeit wird offenbaren, ob die Menschen sie mit Respekt zu nutzen wissen.