Forscher fanden heraus, dass Papageien auf eine unmittelbare Belohnung verzichten, wenn ihnen dafür später ein besserer Leckerbissen winkt.
Manchmal kann Geduld sich auszahlen: Wer auf einen unmittelbaren, kleineren Vorteil verzichtet, wird dafür mitunter durch einen größeren belohnt. Kinder lernen diese Strategie erst mit der Zeit. Anfangs werden sie ein Eis vor dem leckeren Abendessen sicher nicht ausschlagen, doch nach und nach erkennen sie, dass es besser sein kann, den spontanen Heißhunger noch etwas zu zügeln. Das Ziel dabei ist, die effektivste Lösung für ein Problem zu finden, indem man so strategisch wie möglich vorgeht.
Ökonomisches Denken für Papageien
Forscherinnen an der Max-Planck-Forschungsstation für Vergleichende Kognition auf Teneriffa wollten herausfinden, ob auch Papageien diese Vorgehensweise lernen können. Dazu arbeiteten sie mit 36 Vögeln, darunter Soldaten-, Blaukehl- und Blaukopf-Aras sowie Graupapageien.
Im ersten Schritt sollten die Vögel ein System erlernen, in dem verschiedene Arten von Futter durch unterschiedliche Spielmarken repräsentiert wurden. Die Marken standen dabei jeweils für Getreidekörner, Sonnenblumenkerne und Walnüsse – also Leckerbissen von geringem, mittlerem und hohem Wert.
Als die Papageien das verinnerlicht hatten, begann das eigentliche Experiment. Einem Vogel wurden zwei Möglichkeiten geboten: Er konnte entweder eine sofortige Belohnung auswählen oder sich für eine Spielmarke entscheiden, die er allerdings erst später gegen das entsprechende Futter austauschen durfte. Die meisten Vögel entschieden sich für die Spielmarke, aber eben nur dann, wenn diese einen höheren „Wert“ hatte als die direkte Belohnung.
Standen also zum Beispiel ein Sonnenblumenkern und eine Walnuss-Marke zur Auswahl, entschieden sich die Papageien für die Marke und das, obwohl sie demnach erst einmal gar nichts zu essen bekamen. Diese Fähigkeit, zugunsten einer besseren Belohnung auf das aktuelle Angebot zu verzichten, zeigt, dass die Vögel äußerst ökonomisch vorgehen können.
Wer wartet, gewinnt
Aber wäre es nicht möglich, dass die Papageien die Marken zufällig oder aus einem ganz anderen Grund an sich nahmen? Um das auszuschließen, führten die Forscherinnen auf Teneriffa einige Kontrolltests durch. Dabei war das Wertesystem mit den Marken anders aufgebaut, so dass sie für gleich- oder sogar minderwertigeres Futter standen. Die Papageien in diesen Experimenten entschieden sich dann nicht für die Marken, sie hatten also auch den größtmöglichen Gewinn im Sinn.