Der größte Vogel aller Zeiten
Vor Millionen von Jahren machte er mit seiner gewaltigen Erscheinung den Himmel über den Meeren unsicher: Pelagornis sandersi, der größte Vogel, der je entdeckt wurde. Aber wie konnte dieser Koloss sich überhaupt in die Lüfte erheben?
Fossil unter Flughafen
Welcher Ort wäre wohl passender, um das Fossil eines Riesenvogels zu entdecken, als die Baustelle eines Flughafens. Bei Erweiterungsarbeiten des Flughafens von Charleston in South Carolina stieß man bereits 1983 auf das Skelett, das so gewaltig war, dass es mit Hilfe eines Baggers geborgen werden musste. Ein durchaus seltener Glücksfall, denn normalerweise halten sich fragile Vogelknochen nicht über eine derart lange Zeit. Neben Flügel- und Beinknochen wurde auch der Schädel des Urzeitvogels gefunden. Sie sind 25 bis 28 Millionen Jahre alt. Forscher des Charleston Museums machten sich darauf an die schwierige Aufgabe, das Fossil freizulegen und die einzelnen Bestandteile zu ordnen.
Pelagornis sandersi: trotz seiner Größe flugfähig?
Der Riesenvogel wurde Pelagornis sandersi getauft, da er zur Gruppe der Pelagornithiden gehört hat. Die genaue Art war den Forschern allerdings völlig unbekannt. Das Skelett ließ auf einen kräftigen langen Schnabel mit scharfen Knochenzähnen schließen. Noch überraschter war man von der Flügelspannweite des Vogels. Denn mit 6,4 Metern war Pelagornis sandersi doppelt so groß wie der Königsalbatros, der größte Vogel der heutigen Zeit. Vor der Entdeckung waren Mathematiker davon ausgegangen, dass niemals ein flugfähiger Vogel von dieser Größe existiert haben kann. Die Frage ist also: Wie konnte sich dieses gewaltige Tier in die Luft erheben?
König der Lüfte
Forscher vom National Evolutionary Synthesis Center in Durham entwickelten mit den Informationen, die das Fossil ihnen lieferte, eine Simulation zur Flugfähigkeit des Riesenvogels. Das Ergebnis: Mit seinen kurzen Stummelfüßchen war Pelagornis sandersi zumindest nicht in der Lage, aus dem Stand abzuheben und muss sich an Land äußerst tollpatschig bewegt haben. Aber mit Anlauf und einer günstigen Windböe gelang es ihm, abzuheben. Stand der Wind über dem Meer günstig, war der Koloss wahrscheinlich in der Lage, kilometerweit mit seinen langen, dünnen Flügeln zu segeln, ohne diese zu bewegen. Sah er unter sich Fische im Wasser, stieß er nach unten und schnappte sie mit seinem gefährlichen Schnabel heraus. So konnte Pelagornis sandersi über eine große Fläche als Nahrungsgebiet verfügen und lebte viele Millionen Jahre lang, bis er schließlich vor drei Millionen Jahren ausstarb – bisher weiß niemand, warum.
>> Genaue wissenschaftliche Ergebnisse über die Forschung am Fossil des Riesenvogels sowie Fotografien der Knochen und Grafiken sind auf der Webseite der National Academy of Sciences of the United States of America zu finden.