Das Rebhuhn ist ein Vogel der Agrarlandschaft und in Europa stark bedroht. Wie der rundliche Vogel wieder Fuß fassen könnte, lest ihr hier.
Würden die Brüder Grimm heutzutage ihre Märchen sammeln und aufschreiben, wäre darin wohl einiges anders. Der Gestiefelte Kater würde aber immer noch auf die Jagd nach Rebhühnern gehen, denn die sind heute wie niemals zuvor eine kostbare Seltenheit. Seit den 1980er Jahren ist der europäische Bestand der Art um 94 Prozent geschrumpft. Woran liegt das?
Das Rebhuhn ist ein typischer Agrarvogel. Das heißt, es lebt auf den Flächen der Kulturlandschaft, die von uns Menschen genutzt und verändert werden. Das sind vor allem landwirtschaftliche Felder. Genau dieser Landschaftstyp hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Denn wir Menschen verbrauchen immer mehr Nahrungsmittel, dazu gehören auch Futterpflanzen für Nutztiere.
Stille Felder
Aus diesem Grund wurden und werden die Felder immer größer. Dabei verschwinden Graswege, Feldraine, Heckenränder und andere wenig genutzte Bereiche. Genau dort fühlt sich das Rebhuhn aber wohl. Aus der Veränderung folgt, dass die verbliebenen Rebhühner auf seltenere und kleinere Plätze ausweichen müssen. Dort werden sie von Prädatoren wie Fuchs und Katze sehr schnell gefunden. Auch Raubvögel wie Habicht, Sperber und Uhu haben so leichtes Spiel. Ein weiterer Faktor ist der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Herbizide und Insektizide lassen Wildkräuter und Insekten immer seltener werden. Gerade Insekten bilden aber die Hauptnahrung der Rebhuhnküken.
Es gibt jedoch Wege, Landwirtschaft und Vogelschutz zu vereinen und dem Rebhuhn wieder einen sicheren Lebensraum zu bieten. Was dazu nötig ist, stellte sich in einem Forschungsprojekt im Landkreis Göttingen heraus.
Blühstreifen für das Rebhuhn
Auf den Feldern rund um Göttingen legten die Landwirte so genannte Blühstreifen an. Dort wird weder gedüngt noch gespritzt und seltener gemäht. Wildkräuter, Gräser und Wildblumen bilden einen sicheren, insektenfreundlichen Nistplatz, so dass auch genug Nahrung vorhanden ist. Für eine „rebhuhngerechte“ Bewirtschaftung wird der Blühstreifen zweigeteilt. Die eine Hälfte wird im Frühling nicht gemäht und steht so im März als Revier bereit. Hier können auch Insekten ungestört überwintern. Auf die zweite Hälfte kommt im April neues Saatgut. So ist sie für die Küken bereit, die im Juli schlüpfen.
Wichtig ist allerdings, dass die Blühstreifen nicht zu klein sind. Ab 15 Metern Breite finden Raubtiere wesentlich seltener den Weg zum Nest. In Brachen oder Blühstreifen, die mehr als 120 Meter breit waren, schlüpften in Göttingen sogar 90 Prozent der Küken. Übrigens profitieren von den Blühstreifen auch viele andere Vogelarten, zum Beispiel die stark bedrohte Feldlerche. Und im Winter können Buch-, Grün- und Bergfinken auf den Streifen nach Nahrung suchen.