Dass sich das Gefieder, die Größe und der Körperbau der Vögel unterscheiden, ist klar. Doch habt ihr schon einmal auf die verschiedenen Schnabelformen geachtet? Ein Vogelschnabel kann kurz, lang, dick, dünn, spitz und stumpf sein – Doch welchen Grund hat diese breite Variation an Schnäbeln unserer gefiederten Freunde?
Der Schnabel als kleines Meisterwerk
So ein Vogelschnabel ist schon beeindruckend: Er ist in der Regel mit einer Hornsubstanz überzogen, die so leicht ist, dass das Tier in seinen Bewegungen nicht eingeschränkt wird. Trotzdem ist das Material sehr stabil und dient der Nahrungsaufnahme, dem Bau von Brutplätzen, der Gefiederpflege, der Fortbewegung (Klettern) und der Verteidigung. Vögel haben einen Ober- und einen Unterschnabel, wobei sie vor allem den unteren Teil bewegen können. Denn dieser ist über ein Gelenk mit dem Schädel verbunden. Im Schnabel befindet sich eine Zunge, Zähne haben die Vögel jedoch nicht. Sie müssen daher ihre Nahrung mit dem Schnabel so zerteilen, dass sie geschluckt und verdaut werden kann.
Mit der Ausbildung verschiedener Vogelarten haben sich auch die Schnabelformen an die individuellen Bedürfnisse der Tiere angepasst. Sie tragen nun ein wertvolles Spezialwerkzeug mit sich, das ihnen in vielen Lebenslagen helfen kann. Ein Blick auf den Schnabel eines Vogels reicht meist aus um herauszufinden, was auf seinem Speiseplan steht.
Der Spitzschnabel
Am häufigsten verbreitet ist der klassische Spitzschnabel. Dabei sind Ober- und Unterschnabel gleich lang. In der Breite und Länge unterscheiden sich die Schnabelformen jedoch: Der Kegelschnabel beispielsweise ist an der Basis sehr breit und vorn sehr spitz. Kernbeißer können damit problemlos harte Kerne knacken. Klein und spitz hingegen sind die Pinzettenschnäbel, die sich bei Insektenfressern finden lassen. Typische Vertreter sind die Bachstelze oder der Zilpzalp. Der Wiedehopf wiederum trägt einen langen Pinzettenschnabel.
Fischfresser-Schnabel
Vögel wie der Pinguin oder der Tölpel, die sich vorrangig von Fisch ernähren, tragen einen spitzen, langen und mit Horn verstärkten Schnabel. Damit können sie die glitschige Beute fixieren und dank kleiner Widerhaken im Schnabel unter die Fischschuppen gelangen. Bei Vögeln, die sich kopfüber ins Wasser stürzen, um an ihre Nahrung zu gelangen, ist der Schnabel zudem meist stromlinienförmig aufgebaut. Kormorane und Fregattvögel sind außerdem mit einem kleinen Haken an der Schnabelspitze ausgestattet.
Der Schnabel der Entenartigen
Ente, Gans und Schwan: Sie alle haben einen flachen und breiten Schnabel, mit dem sie hervorragend Wasserpflanzen aufnehmen können. Aber auch Gewächse an Land lassen sich damit greifen. Die Schnäbel weisen eine lamellenartige Struktur an den Seiten auf, wodurch sie das Wasser hinauspressen können. Kleine Pflanzenreste bleiben jedoch im Schnabel und müssen nur noch geschluckt werden.
Der Hakenschnabel
Sowohl Papageien als auch Greifvögel sind an ihrem spitzen, stark gekrümmten Hakenschnabel zu erkennen. Die Vögel aus den Tropen nutzen den kräftigen Schnabel, um Nüsse zu knacken und an Früchte zu gelangen. Auch zum Klettern eignet sich das Werkzeug. Greifvögel wiederum brauchen den Hakenschnabel, um die zuvor gefangene Beute zu zerteilen. Bei Aasfressern ist der Schnabel länger als bei Greifvögeln: Sie müssen damit tief in das Innere des toten Tiers gelangen können.
Der Kreuzschnabel
Die Kreuzschnäbel, benannt nach ihren Schnabelformen, sind eine Gattung innerhalb der Finken. Wie der Name schon verrät, kreuzen sich bei den Vertretern die Spitzen des Ober- und Unterschnabels. Am bekanntesten bei uns ist wohl der Fichtenkreuzschnabel: Er braucht den besonderen Schnabel, um an die Samen aus den Zapfen von Fichten, Lärchen und Kiefern zu gelangen.
Der Stocherschnabel
Wenn Vögel im Schlamm- und Uferbereich nach Nahrung suchen müssen, brauchen sie einen langen, dünnen Schnabel. Vor allem Wat- und Schnepfenvögel, wie die Uferschnepfe, haben daher einen sogenannten Stocherschnabel. Damit fangen sie zum Beispiel Schnecken, Krebstiere und Würmer. Spannend ist: Die Vögel können ihren Schnabel an der Spitze leicht öffnen, während der restliche Teil geschlossen bleibt.
Schnäbel während der Balz
Nicht nur das Gefieder kann sich während der Paarungszeit verfärben: Auch der Schnabel wird zum Angeben genutzt. Beim Papageientaucher bilden sich auffällige Wülste, Brandgänse entwickeln einen knallroten Schnabelhöcker und beim Silberreiher verfärbt sich der sonst gelbe Schnabel schwarz. In der Galerie haben wir die extravagantesten Schnäbel für euch zusammengestellt: