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Spechtschäden – Wenn Klopfer Ärger machen

Spechtschäden – Wenn Klopfer Ärger machen

Wer im heimischen Garten einen Specht erspäht, freut sich zunächst über die schöne Beobachtung. Wenn der Vogel dann aber auf die frisch gedämmte Hauswand einhackt, ist die Freude schnell vorüber. Was löst dieses Verhalten aus und wie kann man es verhindern?

Schwerwiegende Folgen

Vor allem in München und Berlin scheinen Spechte mit Vorliebe faustgroße Löcher in Hausfassaden zu hacken. Für Hausbesitzer ist das ein schwerwiegendes Problem. Denn in die so entstandenen Löcher kann Feuchtigkeit eindringen – ein Schimmelschaden droht! Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Schadinsekten ansiedeln. 1995 verzögerten Spechte sogar den Start der Space Shuttle Mission STS-71 – die Tiere hatten Löcher in den Außentank der bereits auf der Startrampe stehenden Raumfähre gehackt.

Hohl = morsch = lecker

Aber warum suchen sich Buntspechte ausgerechnet frisch gedämmte Hausfassaden aus, um ihrem Tagwerk nachzugehen? Experten vermuten, dass das Klopfgeräusch ausschlaggebend ist. Klopft der Specht mit seinem Schnabel auf eine styroporgedämmte Hausfassade, klingt das ziemlich hohl – ganz ähnlich wie ein morscher Baum, hinter dessen Rinde sich Larven und Insekten tummeln. Und an die will der geschickte Klopfer ran!

Der häufig verwendete Rauputz ähnelt zudem einer rauen Baumrinde und macht die Verwirrung perfekt: Der Specht kann sich hier problemlos festhalten und mit dem Hacken beginnen! Außerdem sind die Tiere im Frühjahr immer auf der Suche nach geeigneten Plätzen für ihre Nisthöhlen – und als Balzritual baut ein Specht immer mehr Höhlen, als er für sich selbst benötigt. Da sieht eine Hausfassade schnell mal aus wie ein Schweizer Käse!

Spechtschäden – Folgen von Lebensraumverlust

Dass die Tiere überhaupt bis in die Städte vordringen, hängt mit der Zerstörung ihres Lebensraums zusammen. Immer dichtere Bebauung zerschneidet die Reviere der Tiere. Zudem lässt die Forstwirtschaft kaum einen morschen Baum im Wald stehen – und nimmt den heimischen Spechten damit die Nahrungsgrundlage.

Auch die gut gepflegten Gärten in den deutschen Großstädten sind keine gute Adresse, wenn es um die Suche nach insektenbefallenem Totholz geht. Kein Wunder also, dass sich die Spechte von Hausfassaden täuschen lassen und ihr Glück dort versuchen. Doch wie kann man den Vögeln auf gewaltfreie Weise Einhalt gebieten?

Glatt und grün

Am besten hilft wohl die Verwendung von Glattputz, an dem Buntspechte einfach keinen Halt finden – allerdings ist der sehr teuer! Auch Fassadenbegrünung hilft nachweislich gegen Spechtschäden, ist allerdings sehr aufwendig und nicht überall umsetzbar. Stattdessen greifen die meisten zunächst einmal auf klassische „Vogelscheuchen“ zurück – Windspiele, möglichst aus reflektierenden Materialien, können die Tiere so irritieren, dass sie unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Auch die bekannten Greifvogel-Silhouetten und Großvogelattrappen haben gute Wirkung gezeigt. Verletzen, Töten oder Fangen der Tiere ist nicht erlaubt – sie stehen unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes!

Ausgleich schaffen

Ist der Specht vertrieben, geht es ans Ausbessern der bereits vorhandenen Schäden – bedenken Sie, dass sie beim Verschluss der Spechthöhlen auch vielen anderen Höhlenbewohnern wie Fledermäusen, anderen Vogelarten, Eichhörnchen oder Siebenschläfern potenziellen Wohnraum nehmen. Wer die Möglichkeit hat, sollte deshalb mit Nisthilfen auf dem eigenen Grundstück Abhilfe schaffen!

Übrigens deckt die Gebäudeversicherung Schäden durch Spechte in der Regel nicht – umso wichtiger sind vorbeugende Maßnahmen! Da Spechte häufig zuerst die Ecken eines Hauses anfliegen, ist es effektiv, diese mit Platten zu verkleiden, um dem Specht den Halt an der Fassade zu nehmen. Eine kleine Investition mit großer Wirkung, die Hausbesitzer in betroffenen Gebieten in Betracht ziehen sollten!

 

Foto: Alexander Hüsing (Lizenz: CC BY 2.0)

2 Comments

  • Hallo

    Ich wohne in den Niederlanden in der Provinz Limburg (zwischen Maastricht und Aachen). Diese Gegend wird hier auch das „Mergel-Land genannt, weil Maastricht und andere Orte noch viele alte Gebäude aus weichem Mergel haben, aus dem man schicke Bausteine zum Bau eines Hauses machen kann.
    Früher gingen die Leute hier mit Sägen in Höhlen und beschaften sich billigen Baumaterial. Heute ist dies verboten – es gibt aber noch sehr viele Höhlen und Gänge aus jener Zeit. In machen Höhlen kann man heute geführte Touren mit dem Mountain-Bike machen, super. Die Spezielle Attraktion von Valkenburg sind die Unterirdischen Weihnachtsmärkte, zu denen Besucher aus ganz Europa kamen – wegen Corona zZ aber leider nicht.
    In dem Mergel kann man verstreut im weichen Gestein Knollen von Feuerstein finden, die schon von den Menschen in der Steinzeit abgebaut wurden.

    Der Buntspecht (Picoides major) nutzt die Anwesenheit von Mergel hier in der Gegend klever aus. Ich habe beoachtet, wie der Specht geschützt unter dem Dach im Herbst kleine und auch größere Löcher bohrt/pickt und mich gefragt „Warum Nur?“

    Dir Antwort ist eine klevere Planung/Vorratshaltung für den Winter !
    Mit dem Fernglas konnte ich verfolgen, wie der nette Pikus große und kleine Löcher hämmert, die als Insektenhotels dienen, so wie wir sie auch im Garten haben. Im Winter kommt er dann wieder vorbei und ernet seine Hotelgäste ab: Motten und andere Injekten, die in den Löchern gerade Winterschlaf halten.

    Auf Spaziergängen hier in der Gegend kommt man mitunter an Stellen vorbei, wo eine natürliche Felswand aus Mergel offen zu Tage tritt. Auch hier kann man viele kleine Bohrlöcher finden, genauso wie am Haus.
    Ich habe leider kein Foto vom Höhlenbau durch Spechte in freier Wildbau, aber Form und Anordnung der Bohrlöcher passen exakt!

    Das Bohren von Löchern in Mergel oder Steine an Gebäuden durch Spechte ist also ein Natürliches Verhalten, würde ich meinen.

    Johannes

    • Hallo Johannes,

      herzlichen Dank für deine detaillierten Beobachtungen und beste Grüße aus der Redaktion!

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