Der Spessart ist ein bayerisches Mittelgebirge mit bewegter Geschichte, uralten Eichen und Buchen und einem faszinierenden Aufgebot seltener Vogelarten.
Geschichte des Gebietes
Spessart – ein Name, der Programm ist, setzt er sich doch aus den Begriffen „Specht“ und „Hardt“ (was „Bergwald“ bedeutet) zusammen. Mit 586 Metern Höhe und großen Eichen- und Buchenbeständen ist der Spessart durchaus ein Bergwald, außerdem bietet er ganzen sieben Spechtarten ein Zuhause. Das Gebiet wird größtenteils vom Main umschlossen und mündet an den Rändern in Hecken und Streuobstwiesen, die sich mit Weingebieten abwechseln. Kein Wunder, dass eine so abwechslungsreiche Landschaft zum Europäischen Vogelschutzgebiet wurde, denn der Spessart hat durchaus noch mehr zu bieten als Spechte.
Aufgrund seiner wenig fruchtbaren Böden blieb das Gebiet von intensiver Landwirtschaft befreit. Holz, Mineralien und Salze waren die Rohstoffe, die es den Menschen lieferte, auch wurde es zur Kaiserzeit lange für die Jagd genutzt. Durch politische Wirrungen wurde der Spessart zwischenzeitlich auch zum beliebten Räubergebiet. Heute ist er in vier Landkreise aufgeteilt, die wiederum in zwei Bundesländern liegen.
Fast 60% der Fläche des Spessarts sind mit Buchen bewachsen, einige von ihnen etwa 200 Jahre alt. Aber auch 500 bis 800 Jahre alte Eichen gibt es hier zu bewundern, denen der leise Hauch vergangener Zeiten anhaftet.
Vogelbeobachtungen im Spessart
Beginnen wir mit den Spechten, sind zunächst Schwarz-, Grün-, Grau- und Mittelspechte zu nennen. Sie alle übertönen einander im Frühjahr mit ihrem charakteristischen Hämmern. Kleinspechte treten etwas später auf den Plan, auch Buntspechte sind vertreten. Hohltauben und Raufußkäuze nisten sich oft in alten Schwarzspechthöhlen ein. Auch Halsbandschnäpper, seltener Trauerschnäpper und Zwergschnäpper halten sich in den alten Eichenwäldern auf. Die höhlenreichen Kronen werden von den sonst komplett im Flug lebenden Mauerseglern als Brutstätten genutzt. Schwarzstörche und Eisvögel sind eher in den wasserreichen Tälern anzutreffen. Als große Besonderheit bietet der Spessart den seltenen Wespenbussarden einen Lebensraum.
Auf den umliegenden Streuobstwiesen sind Kuckucke, Dorngrasmücken, Neuntöter und andere Vögel zu Hause, auch die letzten Steinkäuze Bayerns zeigen sich hier. Hinzu kommen Gartenrotschwänze, Rotmilane und Nachtigallen in den Auen.
Ausgewählte Beobachtungsgebiete
Das älteste Naturschutzgebiet Bayerns, Rohrberg, ist Teil des Spessarts und wartet mit gewaltigen alten Eichen, Trauerschnäppern und Halsbandschnäppern auf. Auch viele Spechtarten sind hier natürlich gut zu beobachten.
Nordwestlich von Rohrberg und westlich des Geiersbergs (höchste Erhebung im Spessart) findet sich das Naturwaldreservat Eichhall. Meterdicke Eichen und alte Buchen erschaffen eine besondere Atmosphäre, in der sich alle Spechte und Schnäpper des Spessarts wohl fühlen.
Auch im Naturschutzgebiet Hafenlohrtal, das neben dem Waldgebiet auch ehemalige Streuwiesen beinhaltet, lassen sich schöne Beobachtungen machen, beispielsweise von Wespenbussarden und Schwarzstörchen.
Foto: Andreas Øverland (Lizenz: CC BY-2.0)