Name | Sprosser (luscinia luscinia) |
Größe | 15 – 17 cm |
Verbreitung | Nord-, Osteuropa bis Zentralasien und südlich der Sahara |
Lebensraum | zergliederte, kleinflächige Landschaften |
Brutzeitraum | 13 – 14 Tage |
Nahrung | kleine Gliederfüßer wie Asseln, Spinnentiere und Käfer |
Verwechslung mit der Nachtigall? Kein Wunder, denn der Sprosser sieht ihr sehr ähnlich. Doch es gibt auch Unterschiede. Erfahre in diesem Beitrag mehr über diesen spannenden Vogel, seine Merkmale und überraschende Details.
Aussehen des Sprosser
Der Sprosser ist auf den ersten Blick wirklich kaum von der Nachtigall (Luscinia megarhynchos) zu unterscheiden – es wirkt fast so, als hätte die Natur ihm denselben Anstrich verpasst. Beide Arten teilen die rötlich bis braune Oberseite und die beige bis cremefarbene Unterseite. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart der Sprosser im Gegensatz zur Nachtigall einige charakteristische Unterschiede: Auffällig ist die verwaschen graubraune Brust, die deutlich dunkel gewölkt oder sogar leicht gesprenkelt ist. Auch die Unterschwanzdecken des Sprossers sind leicht gefleckt, während sie bei der Nachtigall einheitlich hell erscheinen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal liegt in der Länge der äußeren Handschwinge: Beim Sprosser reicht sie nicht über die Handdecken hinaus, während sie bei der Nachtigall deutlich länger ist. Die Flügel- und der Schwanz des Sprossers schimmern dunkel rötlich braun und fügen sich harmonisch in das rötlich bis olivbraune Gesamtbild ein. Der Schnabel ist etwas kompakter und dunkelbraun gefärbt, während die hellbraunen Beine einen zarten Kontrast dazu bilden.
Interessanterweise bewegt sich der Sprosser drosselähnlich hüpfend am Boden fort – fast so, als würde er spielerisch sein Revier erkunden. Insgesamt wirkt der Sprosser wie die etwas gedämpfte, graubraune Version seines berühmten Verwandten. Ihn auf den ersten Blick unterscheiden zu können, bleibt dennoch eine echte Herausforderung.
Vorkommen
Der Sprosser besiedelt ein weites Verbreitungsgebiet, das von Ost- und Nordeuropa bis nach Zentralasien reicht. Seine westliche Verbreitungsgrenze verläuft durch Südnorwegen und Nord- und Ostdeutschland. Interessant wird es in diesem Überschneidungsbereich, wo beide Arten vorkommen und sich sogar mischen können.
Der Sprosser bevorzugt feuchte Laubwälder mit fruchtbaren Böden und ist dabei besonders in Ufergehölzen, Bruchwäldern und Weidengebüschen zu finden. Anders als die Nachtigall meidet er großflächige Wälder und fühlt sich in kleineren, zergliederten, teils offenen Warten wohler.
Als Langstreckenzieher überwintert er in Ostafrika südlich der Sahara und fliegt dafür über das östliche Mittelmeer. Seine Rückkehr erfolgt im Frühjahr, um in den feuchten Gebieten Mitteleuropas und Asiens zu brüten.
Verhalten und Wissenswertes
Als „Nachtigall des Ostens“ besitzt der Sprosser ein ebenso beeindruckendes Gesangstalent wie seine südliche Verwandte. Besonders der Reviergesang der Männchen ist kraftvoll und oft bis zu einem Kilometer weit hörbar. Da sie bevorzugt nachts singen, rauben sie so manchem menschlichen Nachbarn den Schlaf. Die melodischen Strophen sind abwechslungsreich und durch kurze Pausen voneinander getrennt. Der Gesang von Sprosser und Nachtigall ähnelt sich stark, er unterscheidet sich nur in kleinen Nuancen. Hier können Sie in eine kleine Hörprobe reinhören.
Zur Nahrung des Sprossers zählen hauptsächlich kleine Gliederfüßer wie Asseln, Spinnentiere und Käfer. Im Spätsommer und Herbst ergänzen Beeren sein Menü. Um seine Beute zu finden, sucht der flinke Vogel meist den Boden oder die untere Krautschicht ab. Seltener pickt er sie von Ästen oder von Sträuchern oder fängt sie mit einem Sprung aus der Luft.
Anfang bis Mitte Mai treffen die Sprosser-Männchen in ihren deutschen Brutgebieten ein, um ihr Revier zu besetzen. Etwa eine Woche später folgen die Weibchen, die sich von den singenden Männchen umwerben lassen. Neben dem Gesang zeigt das Männchen oft eine Art Tanz, bei dem es das Weibchen mit hängenden Flügeln und schleifendem Schwanz umkreist. Hat sich ein Paar gefunden, suchen sie gemeinsam einen Nistplatz, der größtenteils gut am Boden getarnt ist – oft geschützt durch Brennnesseln oder andere Pflanzen und Sträucher. Nach der Eiablage bebrütet das Weibchen die Eier rund zwei Wochen. Die Jungen bleiben nach dem Schlüpfen weitere zwei Wochen im Nest, bevor sie ihre ersten Ausflüge unternehmen.
Titelfoto: iStock/Yuriy Balagula