Stand-up-Paddling macht großen Spaß, kann aber zu einem Stressfaktor für Wasservögel werden. Hier ist vor allem Achtsamkeit gefragt!
Die Natur ist gut für uns Menschen. Nicht nur, weil sie uns mit Nahrung und anderen lebenswichtigen Stoffen versorgt, sondern auch, weil sie uns gesund hält und entspannt. Neurowissenschaftler und Psychologen auf der ganzen Welt erforschen, warum der Aufenthalt im Grünen so wichtig für uns ist. Gerade wer unter Stress leidet, kann im Wald, auf der Wiese oder am Wasser wieder so richtig durchatmen. Kein Wunder also, dass auch die meisten Outdoor-Sportarten am liebsten in einer möglichst reizvollen Umgebung ausgeführt werden. Die unberührte Natur, die absolute Stille und Erholung, das ist der Sehnsuchtsort vieler Freizeitsportler. Vor allem Wasser übt auf Menschen eine sehr große Anziehungskraft aus. Neben Boot und Surfbrett wird auch eine weitere Fortbewegungsart immer beliebter: das Stand-up-Paddling.
Stand-up-Paddling: Stress für Vögel
Der Name sagt es schon. Man steht aufrecht auf einem großen Board und paddelt gemütlich vorwärts. Dafür braucht es weder besonders viel Geschick noch ein geschultes Balance-Empfinden. Nach ein bisschen Eingewöhnungszeit können die meisten sofort loslegen und auch nass wird man in den meisten Fällen nicht. Deshalb eignet sich Stand-up-Paddling nicht nur für viele Menschen, sondern auch für die kühleren Tage im Jahr. Auf dem schlanken Board kommt der enthusiastische Paddler beinahe in jede kleine Bucht und Abzweigung des Gewässers. Das ist zwar ein Vorteil für ihn, aber viele Tiere – vor allem Wasservögel – reagieren gestresst auf Stand-up-Paddler.
Im Vergleich mit anderen Wassersportarten ist die maximale Fluchtdistanz beim SUP die höchste. Außerdem fliegen die Vögel in diesen Fällen oft viel weiter weg, bevor sie wieder landen. Um das zu erklären, haben Forscher verschiedene Theorien. Zum einen ist die menschliche Silhouette beim SUP natürlich sehr deutlich zu erkennen. Zum anderen dringen die stehenden Paddler auch in entlegene Gebiete vor und stören Vögel so an ihren intimsten Rückzugsorten. Da man in diesem Sport flexibel ist und an jeder Stelle eines Gewässers anfangen kann, ist das Auftauchen der Paddler für Vögel schwer einzuschätzen.
Erschrockene Altvögel, verlassene Nester
Vor allem aus Bayern gibt es alarmierende Beispiele für Vögel, die durch Stand-up-Paddling gestört wurden. Kurz, bevor seine Jungvögel schlüpfen sollten, gab ein Höckerschwan sein Gelege auf. Ein Paddler und sein Hund waren seiner Brutinsel zu nah gekommen. Ähnliches passierte mit Flussseeschwalben am Starnberger See. Ein Stehpaddler steuerte ihr Brutfloß an, so dass sie flüchteten und nicht mehr zu den Eiern zurückkehrten.
Insgesamt stellte man in Bayern für 37 Vogelarten Ausweich- und Fluchtverhalten im Zusammenhang mit SUP fest. Besonders empfindlich reagieren zum Beispiel Entenarten wie Kolben-, Schell– oder Tafelenten. Generell gilt: Müssen Vögel häufig flüchten, bedeutet das für sie vor allem großen Stress und Fitnessverlust. Sie werden schneller krank und können nicht mehr lang genug nach Nahrung suchen. Darunter leiden dann auch die Jungvögel, die nicht schnell genug kräftig werden.
Was hilft?
Um solche Situationen zu vermeiden, sollte ein Schutzgebiet konsequent und deutlich gekennzeichnet sein. Wer Stand-up-Paddling anbietet, muss seinen Kunden erklären, worauf sie im Sinne des Naturschutzes zu achten haben. Schlussendlich liegt der Schutz unserer Umwelt bei uns allen! Wenn ihr, Freunde oder Familie Wassersport betreibt, macht euch gegenseitig auf Hinweisschilder und flüchtende Tiere aufmerksam. Die Verlockung, einen brütenden Vogel aus der Nähe zu sehen, ist natürlich groß. Haltet aber der jungen Familie zuliebe genügend Abstand. Freizeitgestaltung in der Natur verliert schließlich ihren Sinn, wenn wir damit der Natur schaden.