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Das Steinhorster Becken in Nordrhein-Westfalen

Das Steinhorster Becken in Nordrhein-Westfalen

Das Steinhorster Becken im Kreis Paderborn entstand ursprünglich als Rückhaltebecken zum Hochwasserschutz. Heute ist es auch ein Vogelparadies, das Besucher auf einem Rundwanderweg erleben können.

Hochwasser- oder Naturschutz? Beides!

Oft gestaltet der Mensch eine Landschaft nach seinen Vorstellungen und kann dann beobachten, wie die Natur mit der Veränderung umgeht. Im Steinhorster Becken in Nordrhein-Westfalen war die Reaktion so beeindruckend, dass schließlich das größte von Menschenhand gemachte Reservat des Bundeslandes entstand. Aber der Reihe nach: Im vergangenen Jahrhundert kam es in den Städten Rietberg und Rheda-Wiesenbrück immer wieder zu Überschwemmungen. Kein Wunder, denn durch beide Orte fließt die Ems. Damit der Fluss weniger rasant über die Ufer tritt, wurde Anfang der 1970er Jahre ein Rückhaltebecken errichtet – das Steinhorster Becken.

Kaum war die Anlage fertig, da siedelten sich schon erste Vögel auf den flachen Wasserflächen an. Die Artenvielfalt nahm immer mehr zu und weckte eine neue Idee: Könnte man nicht den Hochwasserschutz mit dem Naturschutz verbinden? Um diese Vorstellung zu verwirklichen, kaufte das Land etwa 80 Hektar Land im Umkreis des Beckens. Zwischen 1987 und 1990 entstand auf dieser Fläche ein Reservat für Wasser- und Watvögel. Man legte Flachwasserteiche, kleine Inseln, Feuchtwiesen und Sumpfzonen an. Ein gut fünf Kilometer langer Ringgraben verhindert, dass das Vogelparadies von Unbefugten betreten wird. Nur Wissenschaftler und Landschaftspfleger dürfen in das Becken hinein, Jagd und Fischerei sind natürlich verboten.

Das Steinhorster Becken heute

Die Arbeit hat sich gelohnt. Seit der Fertigstellung im Jahr 1990 haben sich im Steinhorster Becken schon über 180 Vogelarten gezeigt, viele von ihnen selten oder gefährdet. Arten wie der Flussregenpfeifer, Kiebitz, Krick-, Löffel– und Schnatterente sowie Teichrohrsänger und Zwergtaucher haben hier einen wertvollen Lebensraum gefunden. Für sie ist das Becken eine Oase in der ansonsten viel zu intensiv genutzten Agrarlandschaft. Auch Große Brachvögel und Uferschnepfen nutzen das Gebiet zum Ausruhen und Übernachten. Im Jahr 2018 brüteten drei Weißstorchpaare auf Nestplattformen. Neben den Brutvögeln nehmen auch Durchzügler den Rückzugsort dankbar an. Zur Zugzeit lassen sich Kraniche, Fischadler, Blässgänse, Saatgänse, Gänsesäger sowie Silberreiher beobachten; letztere überwintern auch immer häufiger.

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Trotz aller Ungestörtheit dient das Becken auch immer noch dem Hochwasserschutz. Mithilfe eines Überlaufwehrs können die Naturschützer den Wasserstand um etwa 50 Zentimeter erhöhen oder verringern. Doch auch das hilft den Vögeln. Zur Brutzeit bekommen sie einen hohen Wasserstand, während er im Sommer und Herbst abgesenkt wird. So entstehen große, offene Schlammflächen – ein willkommener Rastplatz für durchziehende Limikolen.

Beliebter Rundweg

Inzwischen ist das Steinhorster Becken auch bei Menschen als Naherholungsgebiet beliebt. Ein 4,5 Kilometer langer Wanderweg umrundet das Reservat und bietet immer wieder spannende Einblicke. Zwei große Aussichtstürme im Norden und Südwesten sorgen dafür, dass auch wirklich jeder zu einer Beobachtung kommt. Die Fluchtdistanz der Vögel hat sich in den letzten Jahren deutlich verringert und viele Ornithologen reisen extra an, um die eine oder andere Seltenheit vor das Fernglas zu bekommen. Für einen Besuch steuert ihr am besten das Bauernhofcafé Brinkmeier (Neubrückstraße 19, Delbrück) an. Der Rundweg beginnt ganz in der Nähe und zum Abschluss könnt ihr euch bei einer kleinen Stärkung im Café niederlassen.

 

Beitragsbild: Tsungam (Lizenz: CC BY-SA 4.0)

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