Bedrohung für Amsel und Co.: Das Usutu-Virus
Amseln gehören zu unseren häufigsten Singvögeln und erfreuen uns mit ihrem melodischen Gesang. Doch seit 2011 sind die Amseln in Deutschland immer wieder von einem tropischen Virus betroffen: dem Usutu-Virus.
Herkunft und Symptome
Dieses Virus ist nach einem Fluss im afrikanischen Zwaziland benannt, wo es auch seinen Ursprung hat. Die Infektionskrankheit wird von Stechmücken übertragen, die häufig Vögel stechen. Nach Europa kam das Virus vermutlich durch Zugvögel, die aber in vielen Fällen nicht davon beeinträchtigt werden. Im Gegensatz zu ihnen haben heimische Vögel wie die Amsel stark mit der Krankheit zu kämpfen. Infizierte Vögel haben struppiges, weiß verfärbtes Gefieder im Kopfbereich, oft fallen die Federn auch aus. Weitere Symptome sind Apathie und taumelnde Bewegungen. Am Usutu-Virus erkrankte Amseln sterben innerhalb weniger Tage.
Usutu-Virus: Begünstigt durch den Klimawandel
2011 wütete die Krankheit zum ersten Mal in der deutschen Vogelwelt. Damals starben etwa 300.000 Amseln, Vogelfreunde sprachen von völlig amselfreien Landstrichen. Insgesamt waren 21 Landkreise betroffen, in denen der Bestand nach Angaben des NABU jeweils um ein Drittel einbrach. Mittlerweile hat sich das Virus beinahe über ganz Deutschland verbreitet.
Im normalen gemäßigten Klima Mitteleuropas hätte das Usutu-Virus eigentlich kaum die Möglichkeit, sich auszubreiten. Durch die Klimaerwärmung und die heißen Sommer 2018 und 2019 herrschen aber sowohl für das Virus selbst als auch für die Stechmücken als Überträger beste Bedingungen. 2019 ist ebenso heiß wie 2018, aber feuchter, so dass insgesamt eine stärkere Usutu-Welle erwartet wird als im Vorjahr. Es ist allerdings auch absehbar, dass immer mehr Vögel Resistenzen gegen das Virus entwickeln. Diese können sie aber nicht vererben.
Was könnt ihr tun?
Forscher wollen mehr über das Virus und seine genauen Auswirkungen auf die Amsel-Bestände herausfinden. Wer einen kranken oder toten Vogel findet, wird daher gebeten, den Fund beim NABU über ein Online-Formular zu melden. Langfristig könnt ihr außerdem helfen, indem ihr an den Zählaktionen „Stunde der Gartenvögel“ und „Stunde der Wintervögel“ teilnehmt. Denn je mehr Menschen mitmachen, desto mehr Daten können die Forscher zu einem Bild der aktuellen Vogelwelt zusammensetzen.
Den infizierten Vögeln können wir Menschen nicht mehr helfen. Wir können aber versuchen, eine Stärkung der Population zu begünstigen, damit es insgesamt mehr Amseln gibt und keine verheerenden Einbrüche wie 2011 mehr passieren. Wie das geht? Am besten durch naturnahe Gartengestaltung und langfristig durch Klimaschutz und eine sinnvolle Wende in der Agrarpolitik.