Vögel, mit ihrer buchstäblichen Leichtigkeit und der Freiheit, die sie symbolisieren, haben uns Menschen schon immer fasziniert. Fliegen zu können, wann und wohin wir wollen, ist ein Traum, den wir mit diversen Fluggeräten nur oberflächlich gelöst haben, denn noch immer sind wir dabei auf Fremdkörper angewiesen. Ein Medium, in dem der Mensch seine Fantasien mit der Wirklichkeit verschmelzen lässt, ist der Film. Kein Wunder also, dass in zahlreichen Beispielen der Filmgeschichte Vögel auftauchen und dabei die unterschiedlichsten Rollen einnehmen.
Vögel im Film – ein weites Feld
„Wenn die Kraniche ziehen“, „Die Spur des Falken“ oder auch „Die Möwe Jonathan“ zeigen die zentrale Position der Vögel schon im Titel. In dieser Hinsicht darf natürlich Hitchcocks „Die Vögel“ nicht vergessen werden, in dem sich eine riesige Rabenschar auf Menschen stürzt und diese attackiert. Es ist wohl das berühmteste Beispiel für Filme, in denen Vögeln der negative Part übergestülpt wird.
Auch die Transformation vom Menschen zum Vogel geht im Film nicht immer gut aus. Siehe „Black Swan“, in dem eine von Perfektion besessene Ballerina nach und nach auf schmerzhafte Weise zum Schwan wird. Weniger gruselig passiert das auch in dem Kinderfilm „Die Schwanenprinzessin“, wo der Fluch eines bösen Zauberers die schöne Prinzessin Odette (einer ihrer besten Freunde ist übrigens ein Papageientaucher) jeden Tag zum Schwan werden lässt.
Womit das Genre des Animationsfilmes erreicht wäre, dem es an Vögeln wirklich nicht mangelt. Man denke an die Geier im „Dschungelbuch“, die vielen Möwen in „Findet Nemo“ oder auch an den kleinen Nils Holgerson, der sich mit einer Gruppe Wildgänse auf eine abenteuerliche Reise begibt. In „Der König der Löwen“ gibt der strenge Nashornvogel Zazu eher eine komische Figur ab, während er versucht, zwei Löwenkinder im Zaum zu halten.
Vögel im Film sind oft sehr majestätisch. Ein weiterer erfolgreicher Film der letzten Jahre spezialisiert sich ganz auf Eulen. In „Harry Potter“ verschicken die Zauberer mithilfe ihrer Eulen Botschaften und Pakete, während sie ihnen gleichzeitig (mehr oder weniger) treue Gefährten sind. Harrys Freundschaft mit seiner Schneeeule Hedwig sorgt in den Filmen ab und an für wunderschöne Flugszenen.
Auch in „Der Herr der Ringe“ erscheinen Vögel, und das immer im richtigen Augenblick: Der Zauberer Gandalf kann riesige Adler herbeirufen, die ihn oder auch die Hobbits Frodo und Sam aus scheinbar aussichtslosen Situationen retten. Hier kommt wieder das Sinnbild der Freiheit zur Geltung, das der Vogel in sich trägt. Zur Freiheit eines ganzen Volkes soll auch der fiktive Spotttölpel in „Die Tribute von Panem“ beitragen, wo Katniss Everdeen das Tier zum Symbol des Widerstandes gegen die gewalttätige Regierung des Landes Panem macht.
Fehler, wo keine sein dürften
Abgesehen von all diesen Spielfilmen gibt es natürlich auch noch zahlreiche Dokumentationsfilme, die verschiedenste Vogelarten, ihren Lebensraum und ihre Verhaltensweisen in den Mittelpunkt stellen. Hier wäre beispielsweise „Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel“ zu nennen.
Im Dokumentarfilm wäre es ein extrem peinlicher Fauxpas, wenn gezeigte Vögel falsch benannt werden würden oder zum richtigen Bild der falsche Vogelruf erklingen würde. Entsprechend selten passiert so etwas. Aber wie verhält es sich mit Filmen, die eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm sein wollen und sich mit dem Thema der Vogelbeobachtung beschäftigen? Man sollte meinen, dass hier ebenso gründlich recherchiert wird, aber leider ist das oft nicht der Fall.
„Ein Jahr vogelfrei!“ (Originaltitel: The big year) von 2011 ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Marc Obmascik. Es geht um drei Männer, die innerhalb eines Jahres so viele Vogelarten in Amerika beobachten wollen, wie nur möglich. Allerdings schleichen sich im Laufe des Films Ungereimtheiten ein. So wird etwa eine Kurzschnabelgans auf einem Berg in Colorado gezeigt, diese Art ist dort allerdings überhaupt nicht verbreitet. Die Stockente kommt zwar an vielen Orten der Welt häufig vor, auf der Insel Attu in Alaska dagegen nicht – aber genau dort wird sie im Film gezeigt. Davon abgesehen geben sich die Darsteller nicht gerade ernsthaft, während sie leidenschaftliche Vogelbeobachter mimen. Kein Ornithologe läuft permantent mit dem Fernglas vor dem Gesicht herum. Und: Kinobesucher, die vor allem nach Unterhaltung suchen, geraten wegen der Aussicht auf seltene Vögel nicht gerade aus dem Häuschen. Das könnte man schon anhand des Trailers vermuten, in dem zwei Vögel zu sehen sind – beide äußerst flüchtig.
„The Birder“ ist zwei Jahre jünger und behandelt ebenfalls den Konkurrenzkampf unter Vogelliebhabern. Ron Spencer arbeitet im Pelee Region Provincial Park in Ontario und möchte dort leitender Ornithologe werden – doch ein jüngerer Kollege macht ihm den Posten streitig. Zwar geht der Film nicht so albern mit der Leidenschaft für Vogelbeobachtung um wie „Ein Jahr vogelfrei!“, doch auch hier gibt es einige kleinere Fehler. Ab und an werden Fachbegriffe falsch verwendet oder ein Ruf passt nicht zum gezeigten Vogel. Was als Präriefalke bezeichnet wird, ist in Wahrheit ein Wanderfalke. Solche Dinge werden einem Laien kaum auffallen, aber einen Vogelkundler lassen sie wohl doch zusammenzucken. Trotzdem ist „The Birder“ein gelungener und witziger Film, der die Vogelbeobachter mit gesunder Exzentrik darstellt und dabei nicht ins Lächerliche zieht.
Und schließlich wäre da noch „A Birder’s Guide to everything“ aus dem Jahr 2014. Hier geht es um vier befreundete Teenager, die sich auf die Suche nach der ausgestorbenen Labradorente machen. Die ornithologischen Berater des Films waren Morgan Tingley und Kenn Kaufman, beide bekannte und erfahrene Vogelexperten. Das zeigt schon, wo die Produzenten ihre Schwerpunkte gesetzt haben. Zwar rankt sich um das Vogelthema auch die Geschichte der vier Freunde und einer Romanze, aber es fehlt der Klamauk der anderen beiden Filme, der die Vögel an den Rand drängt. Sämtliche Arten werden korrekt benannt und Fachbegriffe richtig erklärt. Vogelliebhaber, die auch in einem Spielfilm nicht auf Detailgenauigkeit verzichten wollen, werden von „A Birder’s Guide to everything“ nicht enttäuscht sein.
(Übrigens: Der obligatorische Schrei des Adlers in vielen Westernfilmen ist eigentlich der Schrei eines Rotschwanzbussards!)