Je höher, desto besser: Die Alpenbraunelle lebt in den rauen Höhenlagen großer Gebirge und gibt Ornithologen, wenn sie sich doch mal auf Abwege begibt, Rätsel auf.
Aussehen
Diese höhenliebenden Vögel werden etwa spatzengroß, sind aber äußerst robust und wetterhart. Die Flanken sind großflächig rostbraun gefärbt, Kopf und Brust eher grau. Charakteristisch ist die deutlich schwarz getupfte Kehle sowie der gelbe Schnabelansatz. Die Armdecken sind kräftig schwarz und weiß gemustert.
Insgesamt seht ihr mit der Alpenbraunelle einen kleinen, rundlichen und eher unauffälligen Vogel vor euch, dessen ganz spezielle Merkmale erst auf den zweiten Blick ins Auge fallen. Männchen und Weibchen sehen gleich aus, die Jungvögel dagegen haben einen braun gefleckten Unterbauch und keine schwarzen Tupfen an der Kehle.
Vorkommen
In Mittel- und Südeuropa sowie im Osten bis nach Japan kommt die Alpenbraunelle vor allem in den Hochgebirgen vor. Wie ihr deutscher Name schon sagt, ist sie eine bekannte Alpenbewohnerin, kommt aber in der Mitte Europas auch in den Karpaten und den Sudeten (tschechisch-polnisches Grenzgebiet) vor.
Die kleinen Vögel sind an die unwirtlichen Bedingungen ihrer Wahlheimat gut angepasst und trotzen der Kälte bis in den Hochwinter hinein. Erst dann weichen sie in größeren Zahlen in tiefere Lagen aus und werden an Berghütten und im Alpenvorland gesichtet. Ein Teil der Alpenpopulation fliegt ab Oktober auch nach Italien und Südfrankreich, um dort zu überwintern. Im Allgemeinen sind Alpenbraunellen jedoch Standvögel und entfernen sich nicht weit von ihrem eigentlichen Lebensraum.
Daher war eine seltsame Reihe von Beobachtungen im April 2016 umso überraschender. Mindestens 150 Alpenbraunellen wurden nördlich der Alpen gesichtet, manche sogar im Norddeutschen Tiefland. Was diesen ungewöhnlichen Einflug verursacht haben könnte, ist bisher noch unklar.
Vogelbeobachtungs-Tipps
Der Gesang der Männchen erinnert an den einer Lerche, trillernd und hell. Er kann von einem Berggipfel oder einer Baumspitze aus, aber auch am Boden oder im Flug erklingen. Die Weibchen singen auch, aber seltener und nicht so laut.
Alpenbraunellen lieben natürlich felsigen Untergrund und machen sich die Natur der Berge zunutze. Bei Gefahr verstecken sie sich oft in Felsspalten oder unter Steinen. Ihre Nahrung besteht vor allem aus Insekten und Schnecken, die sie auf Schneefeldern und an deren Rand sowie an windgeschützten Hängen erbeutet. Im Hochwinter sucht sie auch an Skihütten und im höheren Tal nach Nahrung.
Vorbereitung ist alles: Um eine glückliche Brutzeit zu haben, sichern die Männchen die besten Brutplätze oft schon im Winter für sich und ihre Partnerin. Im Mai beginnt die Brutzeit, doch da es zwei Bruten im Jahr gibt, endet sie erst im Juli. In geschützten Bodensenken oder Felsspalten wird aus Pflanzenmaterial, Federn und Haaren eine weiche Nestmulde gebaut. Sowohl die Brut als auch die Aufzucht der Jungen wird von beiden Elternteilen bestritten.
Foto: Robert tdc (Lizenz: CC BY-SA 2.0)