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Vogelwelt

Beutelmeise – maskierte Baumeisterin

Beutelmeise – maskierte Baumeisterin
Name Beutelmeise (remiz pendulinus)
Größe ca. 11 cm
Verbreitung Mittel- und Südeuropa, Asien
Lebensraum Feucht und Sumpfgebiete
Brutzeitraum Ende April bis Mitte Mai
Nahrung kleine wirbellose Tiere, Pollen und Samen

Der ungeübte Vogelbeobachter verwechselt die Beutelmeise leicht mit dem Neuntöter. Es sei denn, er bekommt das Nest des besonderen Brutvogels zu Gesicht, denn das ist in vielen Hinsichten einzigartig.

Aussehen der Beutelmeise

Mit einer Körpergröße von 11 cm gehört die Beutelmeise zu den kleinsten ihrer Art. Ihr auffälligstes Merkmal ist die schwarze Maske, die sich über beide Augen erstreckt. Der Körper ist bräunlich grau mit einem kräftig rostbraunen Rücken. Im Kontrast zu diesem steht der hellgraue Scheitel und Nacken. Der kurze, spitze, dunkle Schnabel und die dunklen Farbverläufe in Richtung Schwanz sind weitere typische Merkmale der Beutelmeise.

Das Weibchen könnt ihr gut vom Männchen unterscheiden, da seine Farben weniger intensiv sind. Auch die markante Augenmaske ist wesentlich schmaler. Die hellockerfarbene Unterseite weist beim Männchen eine rotbraune Brustfleckung auf, die beim Weibchen deutlich reduzierter sind. Jungvögel haben hingegen ein komplett helles Gesicht ohne die markante schwarze Maske.

Der Neuntöter ähnelt der Beutelmeise (Remiz pendulinus) in seiner Färbung sehr. Die Beutelmeise ist jedoch im Vergleich zum Neuntöter etwa 5 cm kleiner, etwas rundlicher vom Körper sowie den Flügeln und Schnabel ist spitzer.

Vorkommen und Lebensraum

Ihr Vorkommen erstreckt sich mit einzelnen Lücken über Süd- und Mitteleuropa bis weit in den Osten Asiens. Besonders häufig tummelt sie sich im südwestlichen Europa und rund um den nordwestlichen Mittelmeerraum. In Deutschland findet man die Beutelmeise beispielsweise in Bayern, dort konzentriert sich das Brutareal vor allem auf das Maintal zwischen Kulmbach und Volkach und auf das schwäbische und niederbayerische Donautal. Weitere Vorkommen konnten zudem im Erdinger Moos festgestellt werden.

Ihr bevorzugter Lebensraum sind Feuchtgebiete und Sumpfgebiete. Dies ist für sie ein ideales Brutareal, um die kunstvollen Nester in Laubbäumen an Flüssen und Seen zu bauen. Außerhalb der Brutzeit hält sie sich gerne in Röhrichten und Büschen auf. Sie hält sich auch gern in der Nähe älterer Brennesselbestände auf. Die akrobatische Vogelart hüpft von Ast zu Ast und hängt oft mit dem Bauch nach oben an herabhängenden Zweigen oder Schilfhalmen.

Zwischen April bis Oktober ist die Beutelmeise als Kurzstreckenzieher unterwegs. Im Winter zieht sie in den Mittelmeerraum, um zu überwintern. Manche entscheiden sich und bleiben sogar das ganze Jahr über dort.

Verhalten und Wissenswertes

Beutelmeisen bauen kompliziert konstruierte Nester – Daher hat die Art auch ihren Namen. Das Nest der Beutelmeise ist ebenso kunstvoll wie unverwechselbar und wird an einzeln stehenden Bäumen gebaut, meistens an Weiden, Erlen oder Birken. Das Männchen schnappt sich ab Anfang April Samenwolle (z. B. von einer Pappel) und Pflanzenfasern und beginnt mit dem Nestbau. Es baut daraus gleich mehrere beutelförmige Nester, die wie flauschige Kugeln an den Ästen hängen. Durch eine Eingangsröhre gelangen die Vögel in das Innere des Nestes, welches übrigens mitunter oft auch aus Tierhaaren besteht. Auch wenn mehrere Nester nebeneinander hängen können, sind Beutelmeisen keine Koloniebrüter. 

Die Beutelmeisen haben eine ganz besondere Brutstrategie. Das Weibchen entscheidet, welches Exemplar am besten gelungen und für das Brutgeschäft geeignet ist. Wenn die Wahl getroffen ist, bauen beide Partner das Beutelnest für die Brut fertig. Dort hinein legt das Weibchen dann fünf bis acht Eier, aus denen schon nach zwei Wochen die kleinen Beutelmeisen schlüpfen. Übrigens: In Osteuropa wurden früher viele Nester nicht an den Bäumen hängen gelassen, sondern als Kinderpantoffeln genutzt! Beide Geschlechter der Art sind etwa nach dem ersten Lebensjahr geschlechtsreif und leben polygam, die Paarbindung besteht nur für kurze Zeit während der Brutdauer. 

Ihren Speiseplan haben die Beutelmeisen ihrem Lebensraum angepasst. Die Beutelmeise ernährt sich in erster Linie von kleinen wirbellosen Tieren. Oft gibt es Insekten, Pollen und Samen oder Raupen, die sie an der Rinde von Bäumen finden. Auch Zweiflügler und Spinnen, die sie im Röhricht und im Schilf erbeutet haben, werden gern verspeist.

Wie alle Vögel, die am liebsten in Feuchtgebieten leben, ist die Beutelmeise einer Gefährdung durch den Menschen ausgesetzt. Immer mehr Verlandungszonen werden trocken gelegt oder bebaut, weshalb die Vögel ihren Lebensraum verlieren. Allerdings arbeiten immer mehr Vogelschützer gegen diese Entwicklung, sodass die flauschigen Beutelnester hoffentlich noch lange an unseren Bäumen hängen werden.

Foto: Rob Zweers (Lizenz CC BY 2.0)