Eismöwe – Gast aus der Arktis
Die Arktis ist uns gar nicht so fern. Zumindest, wenn es nach der Eismöwe geht. Dieser arktische Vogel überwintert im fernen Nordeuropa und einige Exemplare verirren sich jedes Jahr nach Deutschland. Wer eine sieht, kann sich glücklich schätzen.
Aussehen
Wenn auch kleiner als ihr größter Artgenosse, die Mantelmöwe, ist die Eismöwe mit ihren ca. 70 cm Länge doch deutlich größer als die heimische Silbermöwe. Daran können Vogelbeobachter diesen seltenen Gast gut erkennen. Ein weiteres Erkennungsmerkmal der Eismöwe ist der typische grimmige Gesichtsausdruck. Während sich die Geschlechter dieser Großmöwe kaum unterscheiden, sind Jungtiere und Adulte sehr verschieden. Bis zu ihrem vierten Winter haben die jungen Eismöwen rosafarbene Beine und einen rosafarbenen Schnabel mit schwarzer Spitze. Das Federkleid der Jungtiere ist graubraun bis beige und je nach Alter verschieden gemustert. Bei den adulten Vögeln ist die blütenweiße Farbe von Kopf, Hals, Steuerfedern und Unterseite auffällig, welche sich von der grauen Oberseite absetzt. Beine und Füße der erwachsenen Eismöwe bleiben rosa, der Schnabel hingegen färbt sich gelb.
Vorkommen
Der natürliche Lebensraum der Eismöwe liegt an den Küsten der subpolaren Zone und in den Polargebieten der Arktis. Nur im Herbst (September/Oktober) zieht sie auf der Suche nach eisfreiem Wasser teils bis an die Küsten der gemäßigten Zonen. Ihre Wanderungen verschlagen die Eismöwe dann auf die Britischen Inseln, in den Nordseeraum, nach Skandinavien, Japan und Kalifornien. Dort findet man sie dann überwiegend an Stränden und Fjorden, manchmal aber auch in Mülldeponien oder Häfen. Zwischen Februar und April zieht sich die Eismöwe dann wieder in die Arktis zurück.
Obwohl Eismöwen bisher nicht als gefährdet gelistet sind, zeigen Studien, dass ihre Sterblichkeit durch Umweltverschmutzung gestiegen ist. Die Pestizide, Holzschutzmittel und Kunststoffe gelangen durch Meeresströmungen in die scheinbar unbelastete Arktis. Die aktuelle Population der Eismöwe scheint zwar stabil, ist jedoch aufgrund ihrer großen Verbreitung schwer zu überwachen.
Vogelbeobachtungs-Tipps
In Deutschland haben Vogelbeobachter in Niedersachsen und Schleswig-Holstein die besten Chancen auf die seltene Eismöwe. Dort wurde sie vereinzelt auf dem nördlichen Festland, etwa in Wilhelmshaven, aber auch auf Inseln wie Spiekeroog und Helgoland gesichtet. Erkennen könnt ihr die Eismöwe an ihrem trägen Flug und ihrem hohen, langsamen Ruf „a-i“. Obwohl diese Rarität zumeist an Stränden, Häfen, und Klippen auftritt, hat sie sich auch schon nach Berlin verirrt. Wir wünschen allen ambitionierten Vogelbeobachtern viel Glück bei der Suche!
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