Der Gerfalke ist der größte Vertreter seiner Art und wird vom Menschen schon seit dem Mittelalter für die Jagd eingesetzt. Mit seinen verschiedenen Farbmorphen gab er Ornithologen lange Zeit Rätsel auf.
Aussehen
Mit einer Flügelspannweite von rund 1,20 Metern und knapp 60 Zentimetern Körpergröße ist der Gerfalke der größte Vertreter seiner Art. Er ist kräftig gebaut und hat breite Flügel. Beim erwachsenen Vogel können verschiedene Grundfarben des Gefieders auftreten. Es gibt graue, braune und weiße Gerfalken in verschiedenen Schattierungen. Der Naturforscher Carl von Linné unterteilte die Vögel aufgrund ihrer Färbung noch in verschiedene Arten. Heute wissen wir zwar mehr, doch es gibt noch immer Meinungsverschiedenheiten. Manche Ornithologen sagen, dass die Färbung mit dem Lebensraum zusammenhängt. Demnach würden also zum Beispiel weiße Gerfalken überwiegend in Grönland und Ostsibirien vorkommen. Andere Forscher konnten aber schon beweisen, dass unterschiedliche Färbungen in allen Populationen auftreten.
Der Rücken ist deutlich gescheckt, bei den grauen und braunen Vögeln finden wir eine dunkel gefleckte Bauchseite. Diese kommt bei weißen Gerfalken auch vor, ist aber schwächer ausgeprägt. Die Wange ist nicht so klar begrenzt wie beim Wanderfalken. Am Auge zeigt sich ein schwacher, dunkler Tränenstreif. Die Beine sind beim Altvogel gelb. Zur Warnung geben Gerfalken laute Rufe von sich, die wie ein heßeres „Kra-kra-kra“ klingen.
Vorkommen
Der Gerfalke bewohnt die arktischen Regionen von Europa, Asien und Nordamerika. In Europa kommt er in Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Russland vor. Was Asien betrifft, brütet er nur in Russland. Die amerikanischen Brutgebiete umfassen Alaska sowie Kanada und Grönland. Die südlichsten Brutnachweise kamen bisher von der Kamtschatka-Halbinsel und von Long Island in der Hudson-Bay.
Den idealen Lebensraum bildet die Tundra. In ihren offenen, vegetationsarmen Weiten kann der Gerfalke optimal jagen. Oft sind felsige Flusstäler, Gebirge oder Felsküsten in der Nähe. Auch kleinere Waldgebiete braucht der Gerfalke in seinem Revier.
Verhalten und Wissenswertes
Gerfalken werden schon sehr lange als Jagdfalken eingesetzt. Sie faszinieren mit ihrer großen Geschwindigkeit und Kraft. Ihre Beute erspähen sie aus der Luft und rasen dann in halsbrecherischem Sturzflug darauf zu. Der Aufprall geschieht mit so großer Wucht, dass das Opfer ihn meist nicht überlebt. Diese Jagdweise hat schon auf die Menschen im Mittelalter gewaltig Eindruck gemacht. Gerade weiße Gerfalken waren heiß begehrt und zählten häufig zu den Geschenken, die sich Adlige untereinander machten.
Welche Tiere sind es aber eigentlich, die der Gerfalke mit solcher Wucht schlägt? Seine Hauptnahrung besteht aus anderen Vögeln, hauptsächlich Moor- und Alpenschneehühnern. Gerade während der Brutzeit machen sie einen enormen Teil seiner Gesamtbeute aus. Sind nicht genug Schneehühner vorhanden, gehören aber auch Raufußhühner oder Enten dazu. Gerfalken, die in der Nähe einer Küste leben, schlagen auch Möwen und Limikolen. Außerdem werden Schneehasen und Lemminge erbeutet. Gerfalken können auch bei schwachem Licht noch sehr gut sehen und jagen sowohl am Tag als auch während der Dämmerung.
Die Balz der Gerfalken beginnt im Februar und äußert sich durch Rufen, Scharren und auffällige Balzflüge. Außerdem übergibt das Männchen seiner Auserwählten Futter als Geschenk. Unsere Vögel der Woche bauen kein richtiges Nest, sondern begnügen sich zum Beispiel mit bemoosten Bodenmulden an Felsabhängen. Haben Kolkraben oder Raufußbussarde ihre alten Nester zurückgelassen, sind Gerfalken dankbare Nachmieter. Das Weibchen legt zwischen April und Mai drei bis fünf gelbliche, beinahe goldene Eier. Sie bebrütet sie allein, bis nach einem knappen Monat die Jungen schlüpfen. Danach dauert es noch gut 40 Tage, bis die kleinen Falken flugfähig sind.
Foto: NorthernLight (Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)