Habichtskauz – Herzgesicht im Wald
Der Habichtskauz ist vor allem in den lichten Wäldern Skandinaviens und Russlands zu finden. Dort besetzt er die besten Höhlen und zieht seine flauschigen Jungen groß.
Aussehen
Mit einer Flügelspannweite von 115 bis 125 Zentimetern ist der Habichtskauz der größte Kauz Mitteleuropas. Weibchen sind meist noch etwas größer und schwerer als die Männchen. Beide Geschlechter haben einen auffallend langen Schwanz und ein herzförmiges Gesicht. Die helle Umrahmung des Gesichts wird auch Schleier genannt. Dieser ist meist dunkel gestrichelt und betont das graubraune Gesicht des Habichtskauzes. Über dem gelben Schnabel zieht sich ein dunkler Strich zwischen den braunen Augen entlang.
Das Gefieder ist insgesamt grau, variiert aber in der Helligkeit. Unser Vogel der Woche heißt übrigens Habichtskauz, weil er im Flug mit einem jungen Habicht verwechselt werden kann. Dafür sorgen der gefleckte Bauch und die Querbänderungen an Schwanz und Flügeln.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet des Habichtskauzes ist ein breiter Gürtel, der in Skandinavien beginnt und sich durch Russland und Asien bis zum Pazifik erstreckt. In Ländern wie Kroatien, Serbien und Bulgarien gibt es noch sehr kleine Restbestände. Was Deutschland betrifft, konnte der Habichtskauz im Bayerischen Wald wieder angesiedelt werden.
In Estland konnte ein Fotograf ganz besondere Begegnungen mit einer Habichtskauzfamilie einfangen.
Auch im österreichischen Biosphärenpark Wienerwald werden die Habichtskäuze langsam wieder heimisch.
Der Habichtskauz ist ein Vogel des Waldes. Allerdings dürfen die Bäume nicht zu eng stehen. In Skandinavien und Russland gibt es glücklicherweise noch lichte Mischwälder, in denen sich die großen Käuze wohlfühlen. Auch ruhige Gewässer gehören zur Wunscheinrichtung, genau wie offene Wiesen und Felder in der Nähe. Als Halbhöhlenbrüter braucht der Habichtskauz möglichst viele Baumhöhlen, Nistkästen oder auch alte Greifvogelhorste in seinem Revier. Er selbst legt nämlich keine Nester an und ist auf das Angebot vor Ort angewiesen.
Verhalten und Wissenswertes
Ganz oben auf dem Speisezettel des Habichtskauzes stehen Wühlmäuse. Der Vogel sucht sich für die Nagetierjagd meist einen erhöhten Platz und hält mit gespitzten Ohren Ausschau. Macht sich eine Maus bemerkbar, greift der Habichtskauz in einem schrägen Steilflug an und tötet sie oft schon durch den harten Aufprall. Weitere Beutegruppen sind andere Mäusearten, große Insekten, kleinere Säugetiere und selten Fische und Amphibien.
Habichtskäuze werden in der Dämmerung aktiv und jagen außerhalb der Brutzeit circa bis Mitternacht. Die Brutzeit selbst ist natürlich ein Ausnahmezustand, in dem sich die Jagd schon mal bis in die Morgenstunden ziehen kann. Trotz aller Liebe zur Nacht nehmen Habichtskäuze aber auch sehr gerne Sonnenbäder. Und wenn es leicht regnet, spreizen sie ihr Gefieder und lassen sich berieseln, um sauber zu werden.
Im Januar beginnt die Hauptbalz der Habichtskäuze. Sie führen zwar in den meisten Fällen monogame Dauerehen, aber außerhalb der Brutzeit verhalten sich die Partner äußerst aggressiv. Sie leben distanziert voneinander und müssen sich jedes Jahr erst wieder an die Nähe des anderen gewöhnen. Meist beginnt das Männchen, dem Weibchen durch Rufen seine auserwählte Bruthöhle zu zeigen. Die beiden verbringen dann immer mehr Zeit zusammen, übergeben sich Beute und bereiten die Nisthöhle vor. In dieser Zeit kommt es dann auch zu Kopulationen.
Sind die Jungen geschlüpft, werden sie und ihre Mutter vom Vater mit Nahrung versorgt. Schon nach fünf Wochen springen die Jungen aus dem Nistplatz und suchen sich einen sicheren Platz auf einem Ast. Dort nennt man die Jungen dann Ästlinge. Sie werden weitere 60 Tage von den Eltern umsorgt, bis sie schließlich eigene Wege gehen.