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Vogelwelt

Heckenbraunelle – Gut getarnte Waldamazone

Heckenbraunelle – Gut getarnte Waldamazone

Interessant wirkt sie auf den ersten Blick nicht, die kleine, bräunliche Heckenbraunelle. Doch hinter dem unauffälligen Äußeren verbirgt sich ein eher unorthodoxes Verhalten, gerade bei den weiblichen Heckenbraunellen.

Aussehen

Die Heckenbraunelle ist eine graue Maus unter den heimischen Singvögeln. Mit ihren 15 Zentimetern Größe ist sie etwa spatzengroß und auch durch ihr Gefieder sticht sie nicht besonders hervor. Brust und Kopf sind bleigrau, der Rücken und die Flügel sind braun-schwarz gestreift. Um sie vom Haussperling zu unterscheiden, solltet ihr auf ihre blaugraue Kehle achten. Auch die relativ langen Schwanzfedern und der dünne, dunkle Schnabel sind charakteristisch.

Vorkommen

Von den britischen Inseln bis zum Ural, vom Norden Finnlands bis zum Südrand der Alpen – die Heckenbraunelle ist beinahe in ganz Europa zu Hause. In Mitteleuropa ist sie ein weit verbreiteter Brut- und Sommervogel. Den Winter verbringt sie meist in Südspanien und Nordafrika, teils ist sie aber auch ein Jahresvogel. Finden könnt ihr die Heckenbraunelle am besten in jungen Fichten- und Mischwäldern, in Gebüschen und den namensgebenden Hecken. Im Gebirge lebt sie bis zur Baumgrenze. Neuerdings nennt sie aber auch städtische Gärten und Parks ihr Zuhause. Bei so viel Lebensraum muss die Heckenbraunelle nicht um ihre Zukunft bangen: Mit mehr als einer Million Brutpaaren in Deutschland allein scheint diese gesichert.

Vogelbeobachtungs-Tipps

Sehen kann man sie mit ihrem unauffällig braunen Gefieder kaum, aber hören umso besser. Ihr Ruf ist ein dünnes, hohes ziiht, der kräftigere Gesang der Heckenbraunelle besteht aus kurzen, klirrenden Strophen. Böse Zungen würden vielleicht sagen, dass der Gesang einem quietschenden Wagenrad ähnelt. Wenn ihr sie durch ihren Ruf ausfindig gemacht habt, entdeckt ihr die Heckenbraunelle vielleicht am Boden, wo sie sich ruckweise und vorsichtig auf Nahrungssuche begibt. Aus dem Augenwinkel sieht sie dabei aus wie eine Maus.

Aber Moment – alles, was ihr bisher über die Heckenbraunelle erfahren habt ist eigentlich nur Tarnung, Tarnung für ihren ungewöhnlichen Lebenswandel. Heckenbraunellen zählen zu den wenigen Vogelarten, bei denen sich die Weibchen in einer Saison mit mehreren Männchen verpaaren. Das liegt daran, dass sowohl Weibchen als auch Männchen ihr eigenes Revier haben. So wie sich diese Reviere überschneiden, so findet auch die Verpaarung statt. Ein Weibchen mit zwei Männchen, ein Männchen mit zwei Weibchen, das klassische Vogelpaar – all diese Kombinationen gibt es. Das polygame Weibchen ist jedoch bei den Heckenbraunellen die Norm. Später kümmern sich dann auch alle beteiligten Eltern gemeinsam um das Nest, ohne Rivalität zwischen den Vogelvätern.

Foto: © Paco Gomez / flickr.com (CC Lizenz)

2 Comments

  • Seit 3 Jahren fast täglich in unserem Garten auf Jagd nach Insekten, sehen wir die Heckenbraunelle. Ob sie hier oder in der Nähe nisten konnten wir noch nicht ausmachen. Wir wohnen im Münsterland.
    mfG Wilfried G.

  • Ich komme auch aus dem Raum Münster.
    Wir haben mindestens zwei Brutpaare im Garten und auch Jungvögel gesichtet.

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