Kolbenente – Exotischer Dickschädel
Die Kolbenente war lange Zeit kein europäischer Vogel. Doch seit Anfang des 20. Jahrhunderts können wir den hübschen Rotschopf immer öfter bei uns begrüßen.
Aussehen
Besonders die Männchen sehen im Prachtkleid äußerst charakteristisch aus. Sie haben einen sehr großen, dicken Kopf in leuchtendem Rotbraun. Eine voluminöse Federhaube lässt ihn noch größer erscheinen. Der kräftige Schnabel ist in einem noch intensiveren Rot gefärbt, ebenso die Augen. Im Kontrast dazu sind Brust, Kropf, Unterschwanzdecken und Bauch schwarz. Die weißen Flanken heben das helle Braun von Rücken und Flügeln hervor.
Bei den Weibchen ist das Gefieder hauptsächlich braun, wobei der Rücken etwas dunkler gefärbt ist als Flanken und Hals. Auch der Oberkopf trägt ein intensiveres Braun. Als besonderes Merkmal der Weibchen gelten ihre sehr hellen Wangen und eine rote Querbinde an der Schnabelspitze. Wenn die Männchen ihr Schlichtkleid anlegen, ähneln sie zwar den Weibchen, sind aber durch die kräftigere Kopf- und Schnabelfärbung noch immer erkennbar.
Vorkommen
Die Verbreitung der Kolbenente ist ein kleines Kuriosum. Sie kommt hauptsächlich in Asien vor, in Europa war ihr Erscheinen lange Zeit ein exotisches Ereignis. Erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts besiedelte sie auch den Bodensee in der Schweiz, Italien, Deutschland, die Niederlande, Dänemark, Polen, Tschechien und weitere Länder. In den Werken des berühmten Naturforschers Carl von Linné (1707-1778) fand sie daher gar keine Erwähnung. Es war der Berliner Forscher Peter Simon Pallas, der die Art schließlich in Russland entdeckte und erstmalig beschrieb.
Die Kolbenente fühlt sich an Stillgewässern (Seen und Teiche) mit vielen Wasserpflanzen wohl. Neben dem Bodensee wurde sie auch schon im Europareservat Unterer Inn sowie in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein beobachtet.
Verhalten und Wissenswertes
Um an die schmackhaften Wasserpflanzen zu kommen, muss die Kolbenente untertauchen. Da sie aber maximal 30 Sekunden unter Wasser bleiben kann, dürfen die Gewässer nicht zu tief sein. Ein besonderer Leckerbissen für Kolbenenten ist die so genannte Armleuchteralge. Auch Laichkräuter und andere Wasserpflanzen stehen auf dem Speiseplan. Im flachen Wasser müssen die Enten nicht komplett abtauchen, sondern erhaschen ihre Nahrung beim Gründeln.
Nördlich brütende Kolbenenten sind Zugvögel und verbringen den Winter in Gebieten wie Ägypten, Indien und dem Mittelmeerraum. Gerade die mitteleuropäischen Vögel bleiben aber immer häufiger auch im Winter an ihrem Gewässer. So werden auf dem Bodensee regelmäßig mehrere tausend überwinternde Kolbenenten gezählt.
Im Herbst und Winter beginnt zunächst eine so genannte Gruppenbalz. Sobald mehr als fünf Erpel versammelt sind, kämpfen sie besonders intensiv um die Aufmerksamkeit der Weibchen. Sind viele Enten bereits verpaart, kann man eher die Einzelbalz beobachten. Dabei taucht das Männchen oft mit Nahrung im Schnabel auf und bietet diese dem Weibchen an. Dieses Verhalten ist nur innerhalb der Balz zu beobachten. Das Nest entsteht am Boden, gut versteckt in der dichten Ufervegetation. Ein Weibchen legt etwa sechs bis zwölf Eier, es kann aber auch vorkommen, dass sich zwei Weibchen ein Nest teilen. Meist beginnt die Brut im Mai, die Eier werden einen knappen Monat lang bebrütet. Diese Aufgabe übernimmt das Weibchen allein. Der Erpel hält sich allerdings in der Nähe auf, bewacht die Umgebung und warnt seine Partnerin vor Gefahren.