Kornweihe – graue Eminenz
Eine Begegnung mit der Kornweihe ist ein besonderes Erlebnis. Die schönen Greifvögel sind in Deutschland extrem selten und fast nur noch auf den Friesischen Inseln zu finden.
Aussehen
Die schlanken Greifvögel können etwa 50 cm lang werden und erreichen eine Flügelspannweite von bis zu 120 cm! Männliche Kornweihen sind an Kopf, Brust und Rücken einheitlich silbergrau gefärbt. Der Bauch ist bis hinunter zu den blassgelben Füßen weiß, die Flügelspitze schwarz, was vor allem im Sitzen gut zu sehen ist. Weibliche Kornweihen dagegen sind größtenteils braun, auf den Flügeln erkennt man mittig eine leichte Aufhellung. Brust und Bauch sind auf weißem Untergrund kräftig braun gemustert, diese Musterung wird zu den Beinen hin schwächer. Auch beim Weibchen wird der Rücken in Richtung Schwanzfedern dunkler, diese sind schwarz-braun. Beide Geschlechter haben einen eher kurzen, dunklen und gebogenen Schnabel, die Iris ist gelb.
Vorkommen
Das Brutgebiet der Kornweihe berührt noch Spanien, Frankreich, Großbritannien und Skandinavien, liegt aber hauptsächlich im Osten Europas und verläuft von dort weiter bis nach Nordostchina. In Deutschland ist die Kornweihe ein äußerst seltener Brutvogel, 2013 wurden weniger als 50 Paare gezählt, ein Großteil davon auf den Friesischen Inseln vor der Nordseeküste.
Kornweihen beziehen oft Wiesen und Felder in ihren Jagdraum ein. Als Brutgebiet können sich Moore, Sümpfe, Dünen, Heiden oder auch Waldlichtungen eignen. Bei der Brutplatzwahl geht es bei den Greifvögeln tatsächlich bunt gemischt zu, es scheint keine eindeutige Vorliebe zu geben. Wichtig ist allerdings, dass der auserwählte Ort genug Mäuse zu bieten hat, die Hauptnahrungsquelle der Kornweihen.
Vogelbeobachtungs-Tipps
In Deutschland habt ihr vor allem am Wattenmeer eine Chance, Kornweihen zu begegnen, aber auch hier geht der Bestand immer weiter zurück. Auf den Ostfriesischen Inseln im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gibt es bereits verschiedene Projekte zum Schutz der Art.
Kornweihen ernähren sich hauptsächlich von Wühlmäusen, aber auch andere kleinere Säugetiere, Singvögel, Watvögel und seltener Eidechsen oder Insekten. Auffällig ist das Flugverhalten der Vögel, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Der Flug wird oft als „gaukelnd“ beschrieben, weil die Kornweihe auf niedriger Höhe durch die Luft pendelt.
Auch zur Balz spielt Futter eine wichtige Rolle. Das Männchen hat oft Beute dabei, wenn es seine spektakulären Flugkünste zeigt, um ein Weibchen zu beeindrucken. Später unternehmen Paare auch gemeinsam Flüge und das Männchen überreicht sein kulinarisches Geschenk, bevor schließlich die Paarung stattfindet.
Den Nestern, die sich oft versteckt am Boden befinden, solltet ihr nicht zu nah kommen, denn Kornweihen verteidigen Gelege und Nachwuchs sehr aggressiv und scheuen sich nicht, ihre scharfen Krallen zu gebrauchen!
- Eine Dokumentation des NDR Fernsehens zum Schutz der Kornweihe auf Norderney findet ihr hier.
- Hört euch hier die keckernden Rufe der Männchen an.
Foto: Paulo Philippidis (Lizenz: CC BY 2.0)