Kurzfangsperber – Östlicher Höhenbrüter
Der Kurzfangsperber ist ein heimlicher Greifvogel Osteuropas. Er brütet in hohen Baumkronen und verbringt den Winter in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel.
Aussehen
Der Kurzfangsperber gehört zur Familie der Habichtartigen. Er ähnelt sehr seinem weiter verbreiteten Verwandten, dem Sperber. Beide werden etwa 35 Zentimeter groß und erreichen Flügelspannweiten von bis zu 80 Zentimetern.
Der Kurzfangsperber hat allerdings hellere Unterflügel und dunklere Flügelspitzen, die im Flug besonders gut zu erkennen sind. Kopf, Rücken und Flügeloberseiten sind bei den Altvögeln bräunlich grau. Die Unterseite der Männchen ist hell und nur schwach gebändert. Bei den Weibchen dagegen findet sich ein kräftigeres Bändermuster, welches auch im Flug noch zu erkennen ist. Der Schnabel ist sehr kurz und etwas nach unten gebogen. Der graue Schwanz mit dem hellen Bürzel ist ein ganzes Stück kürzer als beim Sperber. Auch die Mittelzehe, die bei Sperbern normalerweise sehr lang ist, fällt bei unserem Vogel der Woche eher kurz aus, was ihm auch seinen Namen einbrachte.
Vorkommen
Über den genauen Verbreitungsraum des Kurzfangsperbers ist eher wenig bekannt. Er kommt mit wenigen Paaren in Südosteuropa vor, auch in Ungarn brüten nur maximal vier Paare. Die hauptsächliche Population lebt in einem Streifen vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer. Im Brutgebiet besiedeln unsere Vögel der Woche vor allem Laubwälder oder mit Bäumen bewachsene Hügellandschaften. Insgesamt liegen die Nester eher im Tiefland, selten in höher gelegenen Waldgebieten. Meist befindet sich ein Bach- oder Flusslauf in der Nähe.
Kurzfangsperber sind Zugvögel. Im Herbst sammeln sie sich in Gruppen, um gemeinsam in ihre Winterquartiere aufzubrechen. Diese liegen vermutlich verstreut in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel. Auf dem Zug bleiben die Gruppen stets zusammen und übernachten als Gemeinschaft in einzeln stehenden Baumgruppen.
Schätzungen zufolge geht der Bestand des Kurzfangsperbers schon seit längerer Zeit zurück. Sowohl auf der Balkanhalbinsel als auch in den Kaukasusländern werden immer weniger der Vögel gesichtet. Früher waren sie in Ländern wie Bulgarien oder Serbien und Montenegro sehr häufige Brutvögel, doch heute gehören sie zu den Seltenheiten. Allerdings sind manche Schätzwerte unvollständig oder widersprechen einander, so dass es schwierig ist, eine eindeutige Aussage über den aktuellen Bestand zu treffen.
Verhalten und Wissenswertes
Beim Nahrungserwerb erinnert unser Vogel der Woche wieder sehr an den Sperber. Genau wie dieser unternimmt er Suchflüge und startet aus Höhen von sechs bis zehn Metern Überraschungsangriffe. Aber auch die Jagd von einer Sitzwarte aus ist bei den Kurzfangsperbern verbreitet. Sie erbeuten Mäuse, Eidechsen, Kleinvögel und größere Fluginsekten wie Zikaden, Käfer und Heuschrecken.
Die schlanken Greifvögel werden schon im ersten Lebensjahr geschlechtsreif und führen eine monogame Saisonehe. Um ein Weibchen für sich zu begeistern, schraubt sich das Männchen 30 bis 50 Meter in die Höhe und führt dort einen schmetterlingsartigen Balzflug vor. In ebenso luftiger Höhe entsteht anschließend das Nest – Baumkronen in über 14 Metern Höhe sind keine Seltenheit. Ab der zweiten Maihälfte legt das Weibchen drei bis fünf Eier, welche sie größtenteils allein ausbrütet. Die Jungen schlüpfen nach gut einem Monat und bleiben noch circa 40 Tage im Nest, bis sie schließlich flügge werden.
Foto: Zeynel Cebeci (Lizenz: CC BY-SA 4.0)