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Vogelwelt

Schmutzgeier – Cleverer Eierknacker

Schmutzgeier – Cleverer Eierknacker

Der Schmutzgeier ist die kleinste europäische Geierart und muss daher auch etwas erfinderisch sein, um genug Nahrung abzubekommen.

Aussehen

Unter den vier Geierarten, die regelmäßig in Europa vorkommen, ist der Schmutzgeier der Kleinste. Trotzdem handelt es sich natürlich um einen imposanten Vogel mit einer maximalen Flügelspannweite von immerhin 1,80 Meter. Von den anderen drei Arten (Mönchs-, Bart– und Gänsegeier) unterscheidet er sich auch durch den langen, eher dünnen Schnabel. Erwachsene Schmutzgeier sind an ihrem überwiegend weißen Gefieder mit den schwarzen Schwungfedern sehr gut zu erkennen. Beine, Gesicht und Schnabel runden das Erscheinungsbild in leuchtendem Gelb ab. Bei der europäischen Nominatform hat der Schnabel außerdem eine schwarze Spitze.

Doch bis dieses unverwechselbare Erscheinungsbild abgeschlossen und der Schmutzgeier geschlechtsreif ist, dauert es fünf Jahre. Jungvögel haben zunächst ein braunes Gefieder und bekommen dann nach und nach weiße Flecken, bis die Verwandlung abgeschlossen ist.

Vorkommen

Die meisten europäischen Schmutzgeier (etwa 1.300 Brutpaare) leben in Spanien. Davon abgesehen gibt es noch einige kleinere Populationen im Mittelmeerraum und auf dem Balkan. Außerhalb Europas ist die Art vor allem in Afrika verbreitet. Dorthin ziehen auch die europäischen Vögel im September, um den Winter in wärmeren Regionen zu verbringen. Das macht sie zu den einzigen Zugvögeln unter den europäischen Geiern.

Schmutzgeier fühlen sich vor allem in offenen, hügeligen Landschaften bis hin zu Wüsten wohl. Da sie den Menschen nicht besonders fürchten, sind sie auch häufig auf Mülldeponien oder Schlachthöfen anzutreffen. Für die Brut sind Felswände mit bereits vorhandenen Nischen und Höhlen wichtig.

Verhalten und Wissenswertes

Wie seine Artgenossen ernährt sich der Schmutzgeier von Aas. Da er den anderen Geiern allerdings körperlich unterlegen ist, muss er oft warten, bis die anderen sich satt gefressen haben und bekommt nur noch einen kleinen Rest ab. Deshalb ernährt sich unser Vogel der Woche auch noch von Abfällen, Insekten, kleinen Wirbeltieren und Eiern. Besonders für Straußeneier hat er eine Schwäche. Doch sein Schnabel ist nicht stark genug, um die dicke Eierschale zu knacken. Aus diesem Grund wenden Schmutzgeier einen besonderen Trick an: Sie schleppen im Schnabel schwere Steine herbei und lassen sie dann auf die Eier herabsausen. Damit gehören sie zu den wenigen Vögeln, die aktiv Werkzeuge verwenden, um ihr Ziel zu erreichen.

Für die Brut sucht sich ein Schmutzgeierpaar eine möglichst geschützte Nische oder Höhle in einer Felswand. Der Name der Art kommt möglicherweise daher, dass die Nester ziemlich unordentlich aussehen und neben Zweigen auch aus Knochen, Papier, Seilen und Abfällen bestehen. Inmitten des Chaos legt das Weibchen zwei Eier, die von beiden Eltern etwa sieben Wochen bebrütet werden. Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungen noch 80 Tage im Nest und bekommen Futter von den Altvögeln.

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