Schwarzstorch – Ein scheuer Tänzer

Unser Vogel der Woche ist der eher unbekanntere Artverwandte des weißen Storches: Der Schwarzstorch. Im Gegensatz zu seinem Verwandten lebt der Schwarzstorch zurückgezogen und fernab menschlicher Aktivitäten. Dank seines markanten Aussehens und Verhaltens lässt sich aber auch dieser Vogel in unserer Region erspähen.

Aussehen

Die Statur des Schwarzstorches ähnelt zwar der des Weißstorches, er unterscheidet sich aber durch ein bereits im Namen des Vogels erkennbares Merkmal: Sein schwarzes Federkleid. Im Sonnenlicht kann das Schwarz auch in grünlichen, purpur oder kupfernen Farben schimmern. Nur die Unterseite des Schwarzstorches ist weiß. Das Geschlecht eines Schwarzstorches lässt sich gut anhand des Schnabels erkennen. Bei Weibchen wächst dieser relativ gerade, während die Schnäbel der Männchen eine leichte Krümmung nach oben aufweisen. Die Beine und Schnabel leuchten während der Brutzeit deutlich röter.

Vorkommen

Der scheue Schwarzstorch bevorzugt alte Mischwälder, die jedoch nicht zu dicht bewachsen sein sollten. Enthält der Wald noch einen alten Bach, Fluss oder Teich, fühlt sich der große Vogel besonders wohl. Alternativ nutzt er auch gern feuchte und extensive Wiesen in Waldnähe als Brutplatz. Vernimmt der Schwarzstorch fremde, vom Menschen verursachte Geräusche und Bewegungen in seiner Nähe, ergreift das scheue Tier schnell die Flucht. Anders als bei seinem Verwandten wird man den Schwarzstorch also nicht auf dem Turm der Dorfkirche oder dem Kamin des Rathauses brüten sehen.

Verhalten und Wissenswertes

Neben dem Gefieder unterscheiden sich Weiß- und Schwarzstorch in einem weiteren Punkt:  Der Schwarzstorch beherrscht nämlich nicht nur das für Störche typische Schnabel-klappern, sondern kann obendrein noch singen. Besonders während der Balzzeit können aufmerksame Zuhörer die leisen Gesänge des Schwarzstorches vernehmen. Diese leisen Gesänge können jedoch auch in aggressiven Situationen zu lauten Fauchgeräuchen werden. Das liegt daran, dass der Schwarzstorch während der Brutzeit äußerst territorial ist und sein Brutgebiet gegen jeden sich nähernden Eindringling verteidigt.

Während der Brutzeit schützt der Schwarzstorch sein Brutgebiet mit weiteren Hilfsmitteln. So verteidigt er sein Territorium vom Nest aus durch seine beeindruckenden Tanzfähigkeiten. Beim Tanzen streckt der Schwarzstorch seinen weißen Bauch nach vorne, wechselt tanzend sein Standbein und bewegt seinen Kopf gleichzeitig in wellenartigen Bewegungen hin und her. Abgerundet wird die Tanzeinlage durch bedrohlich wirkende Rufe. Die Schwarzstörche können aber nicht nur tanzen, sie legen auch großen Wert auf Sauberkeit und ein gepflegtes Federkleid. Um das zu gewährleisten, gehen sie gern ausgiebig baden und putzen sich gegenseitig ihre Federn.

Der Schwarzstorch lässt sich durch sein auffälliges Federkleid und einzigartigem Gesang gut erkennen. Wer diesen ungewöhnlich Storch beobachten will, sollte sich aber in leisen Schritten üben, damit der Vogel nicht verscheucht wird. Bei einem ruhigen Waldspaziergang, am besten in der Nähe eines Moores oder Flusses, kann der spannende Vogel mit etwas Glück aus nächster Nähe beobachtet werden.

Titelbild von Gildo Cancelli auf Pexels.