Skua – Mundraub und Dating-Klubs
Unter Vögeln bedeutet der Anblick einer Skua in den meisten Fällen nur eines: Gefahr. Denn die Großen Raubmöwen ernähren sich neben Fischen vor allem von anderen Vögeln und deren Beute.
Aussehen
Die Skua ist die größte Vertreterin unter den Raubmöwen der Nordhalbkugel. Sie ist daher auch als Große Raubmöwe (Stercorarius skua) bekannt. Mit einer Größe von 54 Zentimetern und einer Flügelspannweite von etwa 1, 32 Metern ist sie tatsächlich eine beeindruckende Erscheinung. Das Gefieder der erwachsenen Tiere ist graubraun mit hellen Flügelrändern; dadurch wirkt es oft etwas ungepflegt und wild. Jungvögel sind eher einfarbig dunkelbraun, wobei sich die Flügel dunkler vom Rest des Gefieders absetzen. In allen Kleidern fallen die großen, weißen Halbmonde auf Ober- und Unterflügeln auf, allerdings nur im Flug. Der Schnabel ist dunkel und eher kurz, dafür aber sehr kräftig.
Vorkommen
Die Brutgebiete der Skua liegen am Nordatlantik. Etwa 60 Prozent des Gesamtbestandes brütet in Schottland, danach kommen Island und die Färöer Inseln. Allerdings gehört die Skua zu jenen Vögeln, denen der Klimawandel in Zukunft stark zusetzen wird. Forscher gehen davon aus, dass sich ihr Verbreitungsgebiet bis zum Ende des 21. Jahrhunderts deutlich verkleinern und vor allem weiter in den Norden verschieben wird. Schon jetzt gibt es kleinere Kolonien in Westnorwegen, auf Spitzbergen, der Kola-Halbinsel (im äußersten Nordwesten Russlands) und Nowaja Semlja im Nordpolarmeer.
Ihre Brutkolonien gründen unsere Vögel der Woche – je nach Region – auf Feuchtwiesen, in küstennahen Mooren oder auf Kies- und Sandflächen, wenn dort auch eine niedrige Pflanzenschicht vorhanden ist.
Außerhalb der Brutzeit gehen die Skuas nicht an Land. Sie leben dann „pelagisch“, also dauerhaft auf dem offenen Meer. An der deutschen Nordseeküste können sie deshalb vor allem zwischen September und Januar auftauchen. In dieser Zeit gibt es häufig Stürme, die die Vögel an die Küsten drängen.
Verhalten und Wissenswertes
Die Fortpflanzungszeit beginnt etwa Mitte April. In den Brutgebieten beginnt dann eine Art wohlgeordnetes Chaos: Zuerst treffen die geschlechtsreifen, daher mindestens sechs Jahre alten Vögel ein. Danach kommen die Fünfjährigen, während alle Jüngeren sich noch mehr Zeit lassen und mehrere Wochen nach den Erwachsenen eintrudeln. Die Brutzeit sieht ein straffes Programm vor. Unverpaarte Vögel treffen sich in so genannten Klubs etwas außerhalb der Nistplätze. Dort wird gebalzt, was das Zeug hält: Potenzielle Partner schreiten mit erhobenen Schnäbeln und gesträubten Halsfedern aufeinander zu.
Hat sich eine Beziehung gefestigt, ziehen die Partner ins „richtige“ Brutgebiet um und besetzen einen Nistplatz. Eindringlinge, egal ob andere Vögel, Menschen oder Schafe, vertreiben sie energisch aus ihrem Revier. Für die Eiablage kratzen die Eltern eine einfache Mulde in den Boden. Beide brüten und kümmern sich um die Jungen, die nach dem Schlüpfen noch über einen Monat im Territorium bleiben und natürlich viel Futter brauchen.
Dass die meisten anderen Vögel beim Anblick einer Skua in Panik geraten, hat gute Gründe. Die Großen Raubmöwen ernähren sich neben Fischen auch zu einem großen Teil von anderen Seevögeln. Es sind meist Papageitaucher, Dreizehenmöwen und Eissturmvögel, die sie im Flug schlagen, zu Boden zwingen und dort mit Schnabelhieben töten. Auch „Mundraub“ ist ein häufiges Verhalten. Dabei verfolgt die Skua einen anderen Vogel, der Nahrung bei sich trägt – und zwar so lange, bis er sie auswürgt oder fallen lässt. Skuas wenden diese Strategie jedoch seltener an als andere Raubmöwen.
Foto: Dirk-Jan van Roest (Lizenz: CC BY 2.0)