Steinrötel – Störungsempfindlicher Rotbauch
Steinrötel lieben felsiges Offenland, wo sie ihren Gesang vortragen und sich gut vor Feinden verstecken können. Bei uns in Deutschland kommen da nur noch die höheren Lagen der Alpen in Frage.
Aussehen
Steinrötel gehören zur Familie der Fliegenschnäpper und werden etwa 19 Zentimeter lang. Die Männchen sind mit ihrem bunten Brutkleid ein ganzes Stück auffälliger als die Weibchen. Sie haben einen blaugrauen Kopf, der durch eine scharfe Linie von der rostroten Unterseite getrennt ist. Die Flügel sind schwarzbraun gefärbt und verdecken im Sitzen den weiß gefleckten Rücken; auch der Unterschwanz ist weiß.
Die Weibchen hingegen haben ein tarnfarben braunes, leicht geflecktes Gefieder. Nur der kurze Schwanz hat bei ihnen eine leicht rötliche Färbung.
Vorkommen
Das Brutgebiet unserer Vögel der Woche umfasst Nordwestafrika, Südeuropa und Kleinasien und erstreckt sich über die Gebirge von Mittel- und Innerasien bis zum Baikalsee.
In Deutschland sind Steinrötel heute nur noch oberhalb der Baumgrenze in den Alpen zu finden. Dabei lebten sie bei uns nicht immer so zurückgezogen: Vor gut 200 Jahren kamen sie sogar noch im Harz vor. Ab dem frühen 20. Jahrhundert schien es überhaupt keine Steinrötel mehr in Deutschland zu geben. Ihre Rückkehr in die Alpen begann im Jahr 2000, seitdem gibt es schätzungsweise zwei bis fünf Reviere in ganz Deutschland!
Zwischen Ende August und Anfang September verlassen Steinrötel ihre Brutgebiete, um im tropischen Afrika zu überwintern. Ihre Rückkehr zu uns erfolgt zwischen März und Anfang Mai.
Verhalten und Wissenswertes
Dass die hübschen Vögel zu solch einer Seltenheit geworden sind, hat verschiedene Gründe. Zum einen reagieren sie auf Störungen sehr empfindlich und lassen sich schnell von Wanderern oder Landwirten in die Flucht schlagen. Zum anderen brauchen sie einen ganz bestimmten Lebensraum, um sich wohlzufühlen. Der besteht im Idealfall aus einer steinigen Fläche oder einem Hang mit flacher Vegetation. Einzelne Felsblöcke, Bäume oder Büsche dienen als Sitzwarten.
Von solchen Warten aus tragen die Männchen ihren lauten, melodischen Gesang vor, besonders am frühen Morgen. Das Flöten und Zwitschern ertönt oft auch im Singflug. Dazu flattert das Männchen auf Lerchenart mit gefächertem Schwanz in die Luft, bleibt am höchsten Punkt einige Momente in der Luft stehen und „fällt“ dann wieder Richtung Boden.
Zum Beginn der Brutzeit treffen die Männchen etwas früher im Brutgebiet ein als die Weibchen, denn sie haben jetzt eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Jeder muss ein Revier besetzen und es gegen Rivalen verteidigen. Solche Konflikte werden dann meist in Form von leidenschaftlichen Gesangsduellen ausgetragen. Kommt ein Weibchen in das Revier eines Männchens, wird sie tanzend und singend von ihm umworben. Eine geduckte Haltung zeigt schließlich an, dass das Weibchen paarungsbereit ist.
Bei den Steinröteln wählt das Weibchen den Neststandort aus. Es befindet sich meist am Boden, kann aber auch zwischen Felsplatten oder in Mauern und Ruinen gebaut werden. Häufig verpaaren sich zwei Steinrötel in mehreren Jahren und nutzen dann auch ihre alten Nester. Das Weibchen legt vier bis fünf blaugrüne Eier und bebrütet sie etwa zwei Wochen lang. Das Männchen sorgt in dieser Zeit für Sicherheit und warnt das Weibchen vor Gefahren. Sind die Jungen geschlüpft, werden sie nach einiger Zeit von beiden Altvögeln mit Futter versorgt. Dieser „Service“ bleibt auch dann noch bestehen, wenn die Jungen das Nest verlassen haben und flugunfähig in der Nähe sitzen.
Foto: Brian Gratwicke (Lizenz: CC BY 2.0)