Temminckstrandläufer – Flinker Bodenbrüter
Der Temminckstrandläufer ist ein scheuer Langstreckenzieher mit innovativen Brutmethoden. Gegen den Klimawandel hilft das aber leider nicht.
Aussehen
Will man Strandläufer voneinander unterscheiden, ist genaues Hinsehen gefragt. Erst auf den zweiten oder dritten Blick fallen die kleinen Details auf, die für die Bestimmung wichtig sind. Beim Temminckstrandläufer ist es zum Beispiel die geringe Größe (er misst etwa 14 Zentimeter) und der vergleichsweise kurze Schnabel. Das Gefieder ist am Bauch weiß und auf der Oberseite grau, schwarz und rötlich gefleckt. Kopf, Wangen, Kehle und Brust zeigen ein bräunliches Grau. Diese Bereiche sind außerdem nicht so stark gestrichelt wie bei anderen Strandläufern. Im Flug ist der dunkle Schwanz mit den breiten, weißen Kanten besonders gut zu erkennen. Die Augen sind ebenso dunkel wie der Schnabel, die Beine und Füße sind gelblich. Das ist besonders wichtig, um den Vogel vom Zwergstrandläufer zu unterscheiden – dieser hat nämlich schwarze Beine.
Vorkommen
Der Temminckstrandläufer ist ein Brutvogel des Nordens und kommt von Schottland über Skandinavien bis nach Sibirien vor. Feuchtgebiete wie Moore, Sümpfe, Schlammflächen und Flussmündungen sind sein Revier.
Für die Wintermonate ziehen unsere Vögel der Woche in unzähligen kleinen Trupps in den Süden. Ihr Ziel sind die Binnengewässer und Küsten des Mittelmeerraumes, der Sahara und des südwestlichen Asiens. Die Vögel brechen zwischen Juli und Oktober in ihren Brutgebieten auf und ziehen hauptsächlich nachts. Wenn sie Pausen einlegen, bleiben sie meist in Deckung und ruhen sich an kleinen Tümpeln oder geschützten Uferstreifen aus.
Verhalten und Wissenswertes
Die Art wurde nach dem niederländischen Vogelkundler Coenraad Jacob Temminck (1778-1858) benannt.
Temminckstrandläufer sind zwar große Fans von Gewässern, ihren Brutplatz halten sie allerdings trocken. Das Nest ist eine kleine Vertiefung am Boden und wird sorgfältig mit Blättern und Gräsern gepolstert. Ende Mai oder Anfang Juni legt das Weibchen vier Eier. Das Ausbrüten überlässt sie dann allerdings dem Männchen, um sich direkt mit einem zweiten Männchen zu verpaaren. Bei diesem zweiten Gelege bleiben die Weibchen dann, um die Eier auszubrüten. Die Brut dauert etwa 22 Tage, die Jungvögel sind nach 15 bis 18 Tagen flügge. Als Nestflüchter sind sie schnell in der Lage, selbst nach Nahrung zu suchen. Dazu picken sie vor allem Insekten, Würmer, Weich- und Krustentiere aus dem Boden.
Der Temminckstrandläufer gehört zu den Arten, deren Leben vom Klimawandel stark verändert wird. Etwa zwei Drittel seines heutigen Lebensraumes werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts unbewohnbar für ihn sein. Die Art könnte möglicherweise in nördlichere Gebiete wie Spitzbergen vordringen, das gleicht die Arealverluste aber nicht aus.
Titelfoto: Imran Schah (Lizenz CC BY SA 2.0)