Trauerseeschwalbe – Anspruchsvolle Luftakrobatin
Das grau-schwarze Gefieder der Trauerseeschwalbe führte zu ihrem eher düsteren Namen. Traurig wirkt sie aber keinesfalls, wenn sie mit übermütigen Flugmanövern durch die Luft tanzt.
Aussehen
Die Trauerseeschwalbe ist mit maximal 26 Zentimetern Länge eher klein und tritt als elegante, wendig fliegende Seeschwalbe in Erscheinung. Traurig wirkt sie eigentlich nicht, der Name stammt eher von ihrem Prachtkleid. Dieses ist an Kopf und Bauch tiefschwarz, nur der Steiß hebt sich hellgrau ab. Auch Flügel, Rücken und Schwanz sind in einem verwaschenen Schiefergrau gefärbt. Der Schnabel und die Beine sind schwarz.
Im Schlichtkleid wirkt die Trauerseeschwalbe weniger düster, denn dann ist die Unterseite komplett weiß. An den Flügelansätzen findet sich jeweils ein dunkler Fleck. Scheitel, Hinterkopf und Ohrdecken bleiben schwarz und heben so das Gesicht hervor.
Besonders im Schlichtkleid ist die Trauerseeschwalbe leicht mit der Weißbartseeschwalbe oder der Weißflügelseeschwalbe zu verwechseln. Erstere ist allerdings etwas größer als unser Vogel der Woche, letztere hat keine dunklen Brustflecken.
Vorkommen
Die schrillen Rufe der Trauerseeschwalbe erinnern uns zwar an Küsten und Meer, aber sie lebt vor allem im Binnenland. Es gibt mehrere Populationen, zum Beispiel eine zwischen Südspanien und der Mongolei und eine andere in Nordamerika. In Mitteleuropa gibt es zwar auch Trauerseeschwalben, doch die meisten leben in Russland und der Ukraine. Bei uns in Deutschland nehmen die Bestände leider immer mehr ab.
Der Hauptgrund dafür ist, dass der Lebensraum der anspruchsvollen Vögel immer kleiner wird. Sie brüten an sonnig gelegenen Gewässern mit wenig Strömung und vielen Wasserpflanzen. Auch Sümpfe, Moore und ähnliche Feuchtgebiete kommen infrage. Solche Orte sind hierzulande allerdings jetzt schon ziemlich selten. Immer mehr Feuchtgebiete werden trocken gelegt, auch natürliche Flussauen und Seen sind Mangelware.
Als Zugvögel sind Trauerseeschwalben die meiste Zeit ihres Lebens unterwegs. Höchstens drei Monate verbringen sie im Brutgebiet, dann beginnt die Reise erneut. Ihre Winterquartiere befinden sich an den Küsten von Mauretanien, Ghana und Nigeria.
Verhalten und Wissenswertes
Eine interessante, aber verhängnisvolle Verhaltensweise der Trauerseeschwalbe: Sie brütet auf schwimmenden Wasserpflanzen. Teich- und Seerose sind besonders beliebt, so manches Nest entsteht aber auch in Schilfbeständen, auf Schlamminseln oder Altgras. Bei uns in Deutschland fehlen die großen Schwimmblätter der Wasserpflanzen in vielen Gewässern, so dass die Vögel dort nicht brüten können.
Trauerseeschwalben sind äußerst geschickte Flieger, was den Männchen auch bei der Balz zugute kommt. Sie schießen in atemberaubenden Kapriolen durch die Luft, schnappen ein essbares Brautgeschenk und bringen es dem Weibchen. Das Futter besteht meist aus Libellen, kleinen Fischen, Schmetterlingen und Großinsekten. Erspäht ein Vogel ein Insekt, kann er sogar kurz in der Luft stehen bleiben (rütteln) oder auch ein Stück rückwärts fliegen, um es zu erbeuten. Hat sich ein Paar gefunden, schließen sie sich einer großen Brutkolonie an, um dort ihre Jungen großzuziehen.
Um die deutschen Bestände der Trauerseeschwalbe stabiler zu machen, gibt es in Deutschland verschiedene Projekte. Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt zum Beispiel eine große Kolonie in Mecklenburg-Vorpommern mit künstlichen Nisthilfen. Das Projekt läuft gut und die Naturfreunde können sich über steigende Jungvogelzahlen freuen.
Auch das Komitee gegen den Vogelmord hilft den eleganten Vögeln in Brandenburg beim Brüten. Über 90 kleine Flöße und künstliche Inselchen dienen den Trauerseeschwalben im NSG „Pritzerber See“ als Nestunterlage.
Foto: Bettina Arrigoni (Lizenz CC BY 2.0)