Der Rio Grande ist die träge dahinfließende Grenze zwischen Mexiko und Texas. An seinem texanischen Ufer lassen sich unzählige seltene, wundersame Vögel beobachten – und das ohne großen Aufwand. Worin liegt das Geheimnis des artenreichsten US-Bundesstaat?
Vogelbeobachtung in Texas – Paradies am Rio Grande
Wer das Suchwort „Texas“ im Internet eingibt, bekommt vor allem rötliche, wüstenhafte Landschaften zu Gesicht. Dabei verbirgt sich an der Grenze zu Mexiko ein tropisches Paradies. Das Rio-Grande-Flusstal lockt Arten an, die so klingende Namen wie Elfenwaldsänger, Braunbürzelpfäffchen, Schwarzkehltrupial und Chaparralfliegenstecher tragen. Sie gehören eher nach Süd- und Mittelamerika und erreichen an diesem Fluss den nördlichsten Zipfel ihres Lebensraumes.
Und es lohnt sich, denn in Texas erwartet sie nicht nur der große Fluss. Vielmehr gibt es hier zahlreiche Parks, Wälder und Vogelzentren, meist tadellos ausgebaut. Die Ornithologenszene ist quicklebendig und lässt es sich gut gehen. Davon profitieren natürlich auch die gefiederten Stars.
Vogelbeobachtung in Texas – Wellness für Vögel und Ornithologen
Im Naturpark Harlingen Arroyo Colorado etwa kann man gar nicht mehr klar erkennen, wer hier denn nun am meisten verwöhnt wird. Für die Vögel gibt es Fütterungsstationen mit Wasser, Flüssigkeiten für Kolibris, Sämereien und saftigen Grapefruits. Und menschliche Besucher können dank einem guten Wegenetz, Sitzmöglichkeiten und Beobachtungshütten bequem die spektakulärsten Arten beobachten. Dazu gehören verschiedene Trupiale, Krummschnabel-Spottdrosseln, Olivrückenammern, Grünfischer und Goldstirnspechte. „Beobachterfreundlich“ ist wohl die treffendste Beschreibung für den Park mitten in Harlingen.
Auch im Estero Llano Grande World Birding Centre muss sich kein Vogelbeobachter durchs Unterholz schlagen. Die Watvogel-Fans müssen allerdings aufpassen, nicht den ganzen Tag am Eingang stehen zu bleiben. Schon dort präsentieren sich nämlich Wilson-Wassertreter, Graubruststrandläufer, Gelbschenkel, Große Schlammläufer und viele mehr. Zu den besonderen Arten des Parks gehört die extrem gut getarnte Pauraquenachtschwalbe.
Vogelbeobachtung in Texas – Weitere Empfehlungen
Vor allem in den früheren Morgenstunden hat man im Robert’s Point Park in Port Aransas noch seine Ruhe. Aber nicht lange, denn aus einzelnen Meisenwald-, Halden- und Kletterwaldsängern wird bald eine bunte Schar. Rubinfleck-, Kronen- und Kapuzenwaldsänger gesellen sich dazu, unter Umständen auch ein Weißaugenvireo.
Um auch die Seevögel im Golf von Mexiko zu erleben, bietet sich eine Bootstour von Port Isabel aus an. Dabei könnt ihr Königs-, Forster- und Lachseeschwalben erspähen, außerdem Prachtfregattvögel und Krabbenreiher. Ein besonderes Highlight sind auch die Delfine, die sich hier wunderbar beobachten lassen.
Genug vom Wasser? Auch in der Wüste lassen sich die verschiedensten Beobachtungen machen. Nicht weit von Rio Grande City liegt die Rancho Lomitas. Inmitten typischer südtexanischer Pflanzen halten sich dort Elfenkauz, Kaktuszaunkönig, Schopfkarakara, Rubintyrann und andere Arten auf.
Für die optimalsten Bedingungen solltet ihr zwischen Anfang April und Mitte Mai nach Texas reisen. Zu dieser Zeit erreicht der Vogelzug seinen Höhepunkt, die Standvögel sind sehr aktiv und die Temperaturen noch erträglich. In kaum einem anderen Gebiet in Nordamerika könnt ihr seltene Vögel so mühelos beobachten und fotografieren. Texas ist also ein wahres Paradies für Ornithologen!