Eine Großstadt kann noch so dicht bebaut sein, wenn die geographische Lage stimmt, wird sie oft zum Paradies für Vogelbeobachter. Ein Beispiel ist Kiel, nördlichste Großstadt Deutschlands und ein Zwischenstopp für zahlreiche Wasservögel.
Vogelbeobachtung in der Großstadt
Kiel liegt an der Ostsee, was nicht nur wirtschaftlich spürbar ist. Bis in die Stadt hinein zieht sich die Kieler Förde, eine Meeresbucht, die durch eine landeinwärts wandernde Gletscherzunge entstand. Der Kleine Kiel, ein ehemaliger Nebenarm eben jener Förde, ist heute ein etwas brackiges Binnengewässer und ergänzt die Wasserflächen der Stadt.
Obwohl Kiel mit seinen modernen Geschäftsvierteln und Backsteinhäusern nicht unbedingt die naturnahste Stadt ist, gibt es doch im Betondschungel immer wieder grüne Inseln. Parks und der weitläufige Südfriedhof bieten gefiederten Bewohnern den Lebensraum, den sie so dringend brauchen.
Aufgrund der maritimen Lage und der wichtigen Rolle der Kieler Förde beim europäischen Vogelzug ist die Stadt ein tolles Vogelbeobachtungsgebiet. Wir stellen euch hier einige Hotspots für die Vogelbeobachtung in Kiel vor, ganz ohne Tarnkleidung und Schleichwege.
Der Kieler Südfriedhof
Als erster parkartig angelegter Friedhof Deutschlands beherbergt er die verschiedensten Arten von Laub- und Nadelbäumen. Vor allem im Frühling lohnt sich ein entspannter Rundgang über die Anlage.
Zu dieser Zeit können Vogelarten wie Heckenbraunelle, Eichelhäher, Tannenmeise, Wintergoldhähnchen und Birkenzeisig beobachtet werden, von Sperlingen und bekannten Meisenarten ganz zu schweigen. Die Mitnahme eines Fernglases lohnt sich!
Vogelbeobachtung in Kiel: Die Parkanlagen
Im Nordwesten der Stadt liegt der Schrevenpark, der um ein sehr altes Gewässer herum angelegt wurde. Mit dieser Kombination aus alten Bäumen und der Nähe zum Wasser ist der Park ein beliebter Rückzugsort für die hübschen Streifengänse oder auch Kanadagänse. Anders als auf dem Land sind die Gänse hier sehr zutraulich und können aus nächster Nähe beobachtet werden. Am Schreventeich lassen sich während des Vogelzugs Eisvögel beobachten, im Winter tauchen ab und an Gänsesäger auf.
Der Hiroshimapark liegt direkt am Kleinen Kiel. Auch hier äsen meist große Gruppen von Kanadagänsen, dazu kommen teilweise Rost- und Höckergänse. Der Kleine Kiel selbst wird von einer großen Brücke durchschnitten und bietet Kormoranen, Heringsmöwen, Reiher- und Tafelenten einen Rückzugsort. Die Artenpalette wird zum Vogelzug regelmäßig ergänzt.
Weitere lohnenswerte Beobachtungen können im Schützenpark und auf der Moorwiese östlich des Südfriedhofs gemacht werden.
Im Stadtgebiet
Es lohnt sich, in Kiel generell die Augen offen zu halten, denn die Nähe zum Meer hat den Vögeln auch eher ungewöhnliche Brutplätze erschlossen. Sturm-, Silber- und Heringsmöwen brüten nicht selten auf den Flachdächern großer Gebäude. Seit 2008 haben auch Flussseeschwalben diese Methode für sich entdeckt. Eine kleine Attraktion sind die Kieler Wanderfalken, die Jagd auf Tauben machen und ab und zu auf dem Schornstein des Heizkraftwerks Humboldtstraße sitzen.
In Zugzeiten ist die Klappbrücke in der Nähe des Hauptbahnhofs ein guter Beobachtungsposten, denn dort gibt es eine weite Sicht auf den Himmel über Kiel. Große Brachvögel, Weißwangengänse, Buchfinken, Mäusebussarde, Wacholder- und Rotdrosseln gehören zum Repertoire.
Generell ist Kiel im Frühling und Herbst ein kleines Panoptikum der Vogelarten. Vor allem am Morgen lohnt es sich, einen Streifzug durch die Parkanlagen zu unternehmen und vielleicht einen Waldlaubsänger oder Trauerschnäpper zu entdecken.
Auf der Förde selbst treiben vor allem im Winter nordische Wasservögel wie Schell- und Eiderenten, Gänse- und Mittelsäger. Zum Singvogelangebot aus Amsel, Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeise gesellen sich Gimpel und Schwanzmeise.
Beitragsbild: liebeslakritze (Lizenz: CC BY-SA 2.0)