Einem Vogelkonzert an einem Frühlingsmorgen lauscht jeder gerne. Die Vögel mit dem besten Gesang verteidigen ihr Revier und bezirzen interessierte Weibchen. Doch es sind nicht nur die Männchen, die zwitschern.
Einen der schönsten und komplexesten Laute der Natur stellt der Gesang der Vögel dar. Auch wenn er das menschliche Gehör besonders im Frühling erfreut, ist dies nicht seine primäre Aufgabe. Vielmehr dient er in erster Linie einem evolutionären Zweck – der Fortpflanzung.
Laute Stimmen ziehen an
Vor allem Männchen nutzen ihre Stimme also dazu, das eigene Revier zu markieren und gegen Rivalen zu verteidigen. Zugleich versuchen sie, paarungswillige Weibchen anzulocken. Erfolgreich sind sie gerade dann, wenn sie besonders laut singen: Vogelweibchen bevorzugen lauten Gesang, denn dieser gibt ihnen Hinweise darauf, dass sich der männliche Bewerber in guter körperlicher Verfassung befindet.
Doch nicht nur Informationen zur Kondition werden übermittelt: Die Lautstärke des Gesangs gibt auch an, ob sich der Vogel gegenüber territorialer Aggression anderer, konkurrierender Männchen behaupten kann. Zwitschert ein Vogel eher leise, scheint er in einem schlechteren körperlichen Zustand zu sein als seine lautstarken Artgenossen.
Weibliche Gesangstalente?
Entgegen der landläufigen Meinung sind es jedoch nicht nur die männlichen Vertreter, die gerne Lieder trällern. Eine Studie im Fachjournal „Nature Communications“ zeigt, dass Weibchen deutlich häufiger singen als bisher angenommen. Bei immerhin 71 Prozent der untersuchten Vogelarten erheben auch die Weibchen ihre Stimme. Ob sie diese wie ihre männlichen Artgenossen zur Paarung einsetzen, ist noch unklar. Möglich ist ebenso eine soziale und natürliche Auslese in der Evolution, die beide Geschlechter zu Gesangseinlagen verleitet.
Nachdem sich die Forscher im Erbgut umgesehen und Verwandtschaftsverhältnisse analysiert haben, wurde zudem deutlich, dass bereits die Urahninnen der heutigen Singvogelfamilien ihre Stimme erklingen ließen. Warum sich nun aber nicht mehr die Weibchen aller Singvogelarten ihrer Stimme bedienen, gilt es noch zu klären.
Singen will gelernt sein
Variationsreich und komplex beschallen vor allem Singvögel ihre Umgebung. Das Repertoire der meisten Arten geht über mehr als einen Strophentyp hinaus. Die Nachtigall als besonders stimmgewaltige Vertreterin begeistert beispielsweise mit einem komplexen Gesang, der sich aus über 100 verschiedenen Strophen zusammensetzt. Im Vergleich zu anderen Vogelarten ist der charakteristische Gesang der Singvögel nicht angeboren. Eine Prädisposition für den arteigenen Gesang erleichtert es den Vögeln jedoch, den Einsatz ihrer Stimme zu erlernen. Nur wenige Male lauschen die Jungvögel ihren singenden Artgenossen, bevor sie die typischen Laute beherrschen.
Für den Gesang von Vögeln interessieren sich Wissenschaftler in verschiedenen Zusammenhängen. Einer britischen Biologin zufolge entwickeln Singvögel beispielsweise Dialekte und bevorzugen insbesondere die Gesänge von Artgenossen aus ihrer direkten Umgebung. Wer genau hinhört, kann aus den komplexen Gesangseinlagen der Singvögel vielleicht noch mehr erfahren.
Foto: © Peashooter / pixelio.de
1 Comment
Guten Tag,
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bei mir kommen zwei Amseln auf das Balkongeländer. Anfangs des Frühjahrs nur zum Beobachten, gesungen wurde woanders. Inzwischen singen beide. Eine Amsel ist ein Männchen mit gelbem Schnabel, die andere hat einen dunklen Schnabel aber auch schwarzes Gefieder, nicht braunes. Trotzdem vermute ich, daß es sich um ein Paar handelt. Der Vogel mit dem dunklen Schnabel singt seltener aber lauter. Beide Amseln kommen nacheinander auf das Balkongeländer, niemals gleichzeitig. Die Amsel, die letztes Jahr und im Winter häufig gezetert hatte, höre ich derzeit nicht mehr.
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Gruß
Werner Weisgerber
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