So manch ein Vogel ist für Beobachter nur schwer zu entdecken. Viele Vögel sind scheu oder sitzen ganz oben in den Baumkronen. Deswegen kann es manchmal helfen, den Gesang der Vögel zu bestimmen und so die richtige Fährte zu finden. Aber das Erkennen von Vogelgesang ist bei manchen heimischen Arten keine leichte Aufgabe. Wir hören bei fünf Sängern genauer hin.
So singt der Buchfink
Mit seinem prachtvollen Gefieder (bei den Männchen) ist der Buchfink eine echte Zierde in den Wäldern, Gärten und Parks. Er ist der häufigste Vertreter unserer heimischen Finken. Seinen harten, schmetternden Gesang nennt man auch „Finkenschlag“. Seine typische Strophe beginnt mit einer raschen Abfolge kurzer Töne, steigert sich dann zu etwas längeren Sequenzen und endet mit einem übermütigen Schnörkel. Der beliebteste Merkspruch hierfür lautet: B-b-b-b-bring mir ein Glas mit Weizenbier! Im Harz findet jährlich das sogenannte Finkenmanöver statt. Bei diesem Jahrtausendealten Brauchtum wird der schönste Finkengesang prämiert. Seit 2014 ist diese Tradition gar Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Gesang des Gartenrotschwanzes
Der eher leise, gequetschte Gesang des Hausrotschwanzes ist vielen bekannt. Aber wie sieht es mit seinem etwas selteneren Verwandten, dem Gartenrotschwanz aus? Mit seiner weißen Stirn und der rostroten Brust huscht er durch lichte Wälder, Parks, Obst- und Hausgärten. Er singt am liebsten auf den höchsten Ästen von Bäumen und Büschen. Seine zwitschernde Strophe ist meist in zwei Hälften unterteilt. Zuerst kommt ein betonter, lang gezogener Ton, der in etwa wie ein tü-li klingt. Darauf folgen zwei kurz angeschlagene Silben, die bei den einzelnen Vögeln individuell klingen können. Manchmal werden hier auch die Stimmen anderer Vögel, wie etwa der Klappergrasmücke.
Goldammer mit goldener Stimme
Wie eine kleine, goldene Kugel schimmert die Goldammer manchmal im Licht, wenn sie oben auf einem Baum oder Busch ihren Gesang vorträgt. Um Weibchen anzulocken, lässt das Männchen ein lang gezogenes tititititi-düh ertönen und wird dabei immer höher. Der letzte, lang gezogene Ton fällt allerdings leicht ab. Anhand der Pause zwischen dem ti und dem düh lässt sich sogar das Alter der Vögel bestimmen. Ältere Vögel lassen den Abstand etwas länger, während er bei Jungvögeln kurzer ausfällt. Auch die Gemütslage lässt sich am Gesang ablesen. Fühlt sich die Goldammer gestört, wird die letzte Silbe weggelassen.
Ausdauernde Lieder der Singdrossel
Diese braun getupfte Sängerin ist vor allem abends zu hören. Sie ist nicht ganz so leicht zu erkennen, da sie meist sehr lang und variantenreich singt. Die einzelnen Elemente des Gesangs werden oft wiederholt, meistens dreimal. Dabei sind die Elemente eindeutig voneinander abgegrenzt. Ein Beispiel des Gesangs der Singdrossel könnte man in Lautschrift als tülip tülip tülip – tschidi-trü tschidi-trü tschidi-trü – didi didi didi umschreiben. Die Singdrossel ist ein besonders ausdauernde Sänger und einzelne Lieder können bis zu 50 Minuten lang sein. Dabei wird der Standort allerdings häufig gewechselt – das Lied aber bleibt das Gleiche. Wo sie ihr Lied anstimmt, ist ihr meist egal, ob auf einem Baum oder am Boden hüpfend.
Das Lied der Tannenmeise
Die kleine Tannenmeise ähnelt der Kohlmeise nicht nur äußerlich. Auch ihre Lieder klingen beim genauen Hinhören sehr ähnlich. Genau wie bei der Verwandten handelt es sich um einen schnellen, eher monotonen Zweiklang. Er klingt allerdings weicher als bei der Kohlmeise, nämlich sitjü-sitjü-sitjü. So manchen Zuhörer erinnert dieser Klang an eine quietschende Luftpumpe. Er ist vor allem in der Nähe von Nadelbäumen zu hören, in denen die Tannenmeise auf der Suche nach Nahrung herumklettert. Die Rufe der Tannenmeise sind oft sehr leise und erinnern an ein si-si oder langgezogenes sirrrrrr. Titelbild von Leopold13 auf Pixabay