In Europa leben etwa 500 Vogelarten, Bolivien jedoch beherbergt in seiner einzigartigen Natur mehr als doppelt so viele! Wir stellen einige Vertreter der Vogelwelt Boliviens vor.
10 Millionen Einwohner bei einer Fläche, die dreimal so groß ist wie Deutschland: in Bolivien gibt es durchaus Gebiete, die noch nie von einem Menschen betreten wurden. Und das ist auch gut so. Denn die Regierung des Landes erkennt den Wert der vielen seltenen Tiere nicht an und stellt den Naturschutz auf der Prioritätenliste ganz nach unten. Um so wichtiger ist es, dass Vögel wie der äußerst seltene Rotohrara noch Rückzugsgebiete finden.
Rotohrara
Dieser farbenfrohe Ara kommt nur im empfindlichen Ökosystem Boliviens vor und ist der Charaktervogel der trockenen Täler und wenigen Flüsse des Landes. Da die Gebiete in Wassernähe in Bolivien knapp sind, kommt es immer wieder zu Konkurrenzkämpfen zwischen Mensch und Natur. Die meist sehr armen Bauern legen Felder für Mais und Erdnüsse an und nehmen den Rotohraras damit ihre natürlichen Nahrungsquellen (Samen, Nüsse, Kaktusfrüchte). Die Vögel reagieren auf die neue Situation und fallen in die Felder ein, um dort Nahrung zu finden. Bei der Bevölkerung gelten sie daher nicht als Naturwunder, sondern als Plage und werden vertrieben, abgeschossen oder verkauft. Mittlerweile gibt es weniger als 1000 Individuen, die Art gilt als bedroht.
Zum Glück engagieren sich Naturschützer wie die Organisation „Armonia“, die eine effektive Lösung für das Problem gefunden haben. Sie bauten in der Nähe einer Felswand, in der viele Rotohraras leben und brüten, eine hübsche Lodge für Touristen und Ornithologen. Denn die bezahlen für den Anblick des seltenen Vogels gern Eintritt. Der Erlös geht an die Bevölkerung des benachbarten Dorfes Perrereta und auch in den Vogelschutz. Natürlich kann dieses Einzelbeispiel nicht alle Rotohraras retten. Aber das Projekt macht der Bevölkerung klar, dass sie sich die Vogelwelt Boliviens zunutze machen kann, ohne die Tiere zu töten oder zu verkaufen.
Kleiner Soldatenara
Diese Verwandten des Rotohraras schimmern in Grün und Blau, allein der Schwanz macht 35 cm Körperlänge aus. Die Art ist zum Beispiel im großartigen Amboro-Nationalpark zu finden (über 800 Vogelarten auf 4.425 km²). Hier muss der Beobachter allerdings viel Geduld mitbringen, denn in den dicht bewachsenen Weiten des Parks ist es gar nicht so einfach, einen Vogel zu erspähen. Viele Ornithologen nutzen einen Trick: sie warten an roten Lapacho-Bäumen, denn deren Blüten sind das Leibgericht des Kleinen Soldatenaras. Die Art brütet in Felswänden und kann daher auch in verschiedenen Beobachtungslodges gesehen werden (etwa „La Chonta“ bei Buena Vista).
Hoatzin
Ein faszinierender, surreal aussehender Vogel, dem sogar eine eigene Ordnung zugewiesen wurde. Denn der Hoatzin zeigt nach jetzigem Stand der Wissenschaft keine nähere Verwandschaft zu anderen Vögeln. Er lebt vor allem in den Sumpfgebieten des Tieflandes und kann ebenfalls in der Lodge „La Chonta“ beobachtet werden. Der Hoatzin hat eine extrem große Speiseröhre, da er sich vor allem von Baumblättern ernährt und sie schon in diesem Vorderdarm zersetzt – ähnlich wie Wiederkäuer. Dieses Verhalten ist unter Vögeln einzigartig.
Hornhokko
Ein extrem seltener, schwarzer Hühnervogel mit einem blauen Horn auf dem Vorderkopf. Er kommt ausschließlich in den geschützten Regenwäldern Boliviens vor, viele Bereiche seines Lebens sind kaum erforscht. Im September, wenn die Regenzeit beginnt, sind seine Balzrufe zu hören. Außerdem ist der Hornhokko ortsgebunden und legt keine größeren Entfernungen zurück. Doch über die Brut und das Sozialleben ist kaum etwas bekannt, lediglich ein Nest wurde bisher gefunden. Dennoch ist der Hornhokko der Wappenvogel des Amboro-Nationalparks.
Foto: Murray Foubister (Lizenz: CC BY-SA 2.0)