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Waschbären und Vögel – Freunde oder Feinde?

Waschbären und Vögel – Freunde oder Feinde?

Waschbären sind Allesfresser und verschmähen daher auch Vögel und deren Gelege nicht. Aber wie gefährlich der pelzige Kleinbär tatsächlich für die heimische Vogelwelt ist, dazu gehen die Meinungen deutlich auseinander.

Waschbären in Deutschland

In den 1920/30er Jahren kam ein maskierter Geselle aus Nordamerika nach Deutschland, allerdings nicht freiwillig. Vor allem wegen seines dichten Fells wurde der Waschbär mitgebracht und in Pelzfarmen gepfercht. Schon damals konnten einige Tiere entkommen, 1934 wurden die ersten Waschbären bewusst in Hessen ausgesetzt. Doch sie entwickelten sich anders und vor allem schneller, als es vom Menschen für möglich gehalten wurde.

Heute leben nach ungefähren Schätzungen 500.000 Waschbären in Deutschland, die inoffizielle Hochburg ist übrigens Kassel. Doch auch in anderen Städten sind die Kleinbären unterwegs, denn ihr Speisezettel führt sie auch zu unseren Mülltonnen und Komposthaufen. In der freien Natur sind sie oft an Gewässern zu finden, wo sie nach kleinen Fischen, Amphibien und Insekten jagen. Neben Nüssen und Samen verschmähen sie aber auch kleine Säugetiere und Vögel nicht – womit sie für manche Wissenschaftler zu Problembären werden.

Waschbären und Vögel

Waschbären und Vögel sind garantiert keine besten Freunde. Vor allem für Boden- und Höhlenbrüter (Kiebitz, Rotmilan/ Sperlingskauz, Hohltaube, Schellente) stellen die Kleinbären eine Bedrohung dar, weil sie sehr geschickte Kletterer sind und eine äußerst feine Nase haben, mit der sie die Verstecke der Vögel aufspüren können. In Thüringen etwa ist jeder fünfte Uhu-Horst vom Waschbär bedroht.

Allerdings haben Kotproben aus verschiedenen Regionen ergeben, dass Waschbären nur verhältnismäßig selten Eier und Jungvögel fressen. Im Müritz-Nationalpark fand man heraus, dass die pelzigen Gesellen ihr Fressverhalten der Jahreszeit und dem Nahrungsangebot anpassen. So fraßen sie beispielsweise im Herbst vor allem Eicheln, um sich eine Fettschicht für den Winter aufzubauen. Waschbären suchen nicht gezielt nach Vogelnestern, um diese auszurauben. So geschickt sie auch sind, die kleinen maskierten Bären sind auch ziemlich faul und fressen in den allermeisten Fällen das, was sie am leichtesten erbeuten können. Auf einen Baum zu klettern und sich bis zum Vogelnest durchzuhangeln gehört also definitiv nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Und sollte die Situation der Waschbären und Vögel örtlich doch einmal problematisch sein, schaffen durchsichtige Manschetten einfach Abhilfe.

Für sinkende Vogelpopulationen sollte die Schuld auch nicht nur beim Waschbär gesucht werden. Vielmehr können wir Menschen für eine gesündere Natur sorgen, die Vögeln ausreichend Schutz und Waschbären genug Nahrung bietet.

  • Weitere Informationen zum Waschbären und Tipps, wie ihr Haus und Garten waschbärfrei halten könnt, gibt es in diesem Artikel des NABU.

 

Foto: Harald Deischinger (Lizenz: CCBY 2.0)

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