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Wie Wasservögel die kalte Jahreszeit meistern

Wie Wasservögel die kalte Jahreszeit meistern

Warum frieren Enten im Winter eigentlich nicht auf dem Eis fest? Wasservögel sind wahre Meister der Anpassung – auch im Winter. Trotz Kälte, Eis und begrenztem Nahrungsangebot finden sie Wege, die kalte Jahreszeit zu überstehen. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie Wasservögel sich an die niedrigen Temperaturen anpassen und mit welchen Strategien sie sich vor eisiger Kälte schützen.

Gut vorbereitet auf eisige Temperaturen

Die richtige Vorbereitung ist alles – deshalb bilden viele Wasservögel im Herbst zusätzliche Fettreserven, die ihnen in der kalten Jahreszeit noch nützlich sein werden. Dieses Fett wird nicht nur als Energiespeicher genutzt, sondern wirkt auch als zusätzlicher Schutz gegen die Kälte, indem es eine isolierende Schicht bildet. Auch das Federkleid trägt erheblich zum Schutz vor der Kälte bei: Die äußeren Deckfedern sind wasserabweisend und die darunterliegenden Daunenfedern speichern Wärme. Eine spezielle Eigenschaft sorgt dabei für zusätzlichen Schutz vor Nässe: Wasservögel fetten ihr Gefieder mit einem natürlichen öligen Sekret, das sie in der Bürzeldrüse produzieren. Dadurch bleibt das Gefieder trocken und isoliert, was die Tiere selbst bei Regen oder Schneefall warm hält.

Nahrungsbeschaffung im Winter: Was fressen Wasservögel?

Wenn im Winter alles zugefroren ist und die Tage ohnehin kurz sind, wird die Nahrungsbeschaffung für Wasservögel oftmals zu einer Herausforderung. Viele Arten, wie beispielsweise die Stockente, ernähren sich von Pflanzenteilen, die sie unter der Wasseroberfläche finden. Auch Fische gehören auf ihren Speiseplan, insbesondere für Arten wie die Reiherente oder die Tafelente. Diese tauchen geschickt nach kleinen Fischen. Andere Wasservögel, wie etwa die Möwen oder Kormorane, sind auch Aasfresser und greifen auf tierische Abfälle zurück, die sie an den Gewässerrändern finden.

In städtischen Gebieten, wo natürliche Nahrungsquellen oft knapp sind, kann eine Fütterung durch den Menschen die Nahrungssuche für Wasservögel erleichtern. Dabei sollte jedoch unbedingt das richtige Futter gewählt werden, da falsches Futter, wie etwa Brot, den Vögeln schaden kann.  Auch ohne menschliche Hilfe sind Wasservögel jedoch gut angepasst, um im Winter Nahrung zu finden. So suchen sie beispielsweise in den flachen Uferbereichen nach Insektenlarven oder kleinen Krebsen. Einige Arten, wie die Gänsesäger oder die Graugans, sind auch in der Lage, bei eisigen Bedingungen in offenen Wasserstellen nach Nahrung zu tauchen.

Vielseitige Überwinterungsstrategien

Die Überwinterungsstrategien von Wasservögeln sind so vielseitig wie die Vögel selbst. Viele Arten, wie die Stockente, überwintern in Regionen, in denen sie auch während des Winters Zugang zu offenen Gewässern und ausreichend Nahrung finden können – sowohl in Städten als auch in ländlicheren Gebieten. Bei besonders niedrigen Temperaturen ziehen einige Stockenten jedoch in südlichere Regionen, um milderes Wetter und bessere Nahrungsbedingungen zu finden. Doch nicht alle Stockenten sind Zugvögel: Einige bleiben das ganze Jahr über in ihrer Heimatregion, solange sie dort genügend offene Wasserflächen und ausreichend Nahrung finden.

Andere Wasservögel hingegen sind Zugvögel und ziehen während des Winters in wärmere Regionen, um dort zu überwintern. So entkommen sie vor allem dem Nahrungsmangel, der in kalten Gebieten während des Winters herrscht. Der Zug ist also vor allem eine Reaktion auf das Nahrungsangebot, weniger auf die Temperaturen.

Warum frieren Enten auf dem Eis nicht fest?

Wenn Enten und andere Wasservögel mit ihren Füßen auf dem Eis stehen, liegt für viele Naturliebhaber die Sorge nahe, dass sie dort festfrieren könnten. Zum Glück ist diese Sorge in der Regel unbegründet – denn sie verfügen über ein cleveres biologisches System, das als „Wundernetz“ bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk feiner Blutgefäße in den Beinen der Vögel, das wie ein natürlicher Wärmetauscher funktioniert.

Das Wundernetz ermöglicht es den Enten, ihre Körpertemperatur zu erhalten, auch wenn ihre Füße direktem Kontakt mit dem kalten Eis ausgesetzt sind. In den Beinen verlaufen Arterien und Venen dicht nebeneinander. Das warme Blut aus dem Körper strömt durch die Arterien in Richtung der Füße, während das kalte Blut aus den Füßen über die Venen zurück zum Körper transportiert wird. Durch die Nähe der beiden Blutströme findet ein Wärmeaustausch statt: Das warme Blut gibt seine Wärme an das kalte Blut ab, wodurch dieses weniger abkühlt, bevor es wieder in den Körper zurückkehrt.

Dank dieses Mechanismus bleibt das Blut in den Füßen relativ kalt, aber gut durchblutet, sodass die Enten selbst bei stundenlangem Aufenthalt auf dem Eis keine Kälte spüren und ihre Füße nicht einfrieren. Gleichzeitig schmilzt das Eis unter ihren Füßen nicht, da kaum Wärme verloren geht. Dieses raffinierte System ermöglicht es den Vögeln, auf zugefrorenen Gewässern zu watscheln, ohne Gefahr zu laufen, festzufrieren. Allerdings gibt es Ausnahmen: Bei extremem Frost oder wenn Vögel krank oder verletzt sind und sich nicht bewegen können, ist dieses System nicht ausreichend. In solchen Fällen sind die Tiere auf Hilfe angewiesen, um zu überleben. 

Titelfoto: iStock.com/justedcv